Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 160

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In ganz anderer Lage befindet sich in dieser Beziehung die polnische Industrie. Die Durchschnittspreise der Kohle in den Hauptzentren der Industrie: Sosnowiec, Łódź und Warschau sind: 2,4-4,95 Kop., 11,5 Kop. und 13 Kop. per Pud, also niedriger als die des Holzes in Moskau, wobei die Wärmeerzeugung natürlich bedeutend größer ist.[1]

Berechnet pro Einheit des Produktes, betragen die Ausgaben für Heizung[2]:

pro Pud Baumwollgarn
in Polen in Moskau in St. Petersburg
38 Kop. 90 Kop. 53 Kop.

Diese Angaben genügen, um den großen Vorteil zu zeigen, den die polnische Industrie in bezug auf die Heizung vor ihrer russischen Konkurrentin hat.

Professor Schulze-Gävernitz glaubt trotz alledem sagen zu können, daß „natürliche Vorteile der polnischen Industrie nicht zugute kommen. Man weist zwar auf das billigere Heizmaterial hin, aber n ach den Angaben Mendelejews, verglichen mit denen der obengenannten Berichte, wird dieser Vorteil in dem Maße hinfällig, als Moskau zur Naphthaheizung übergeht (1 Pud Steinkohle in Łódź 12-13 Kop., der gleiche Brennwert in Naphtha 12,75 Kopeken).“[3]

Dazu ist folgendes zu bemerken. Vor allem kostet ein Pud Steinkohle in Łódź nicht 12-13 Kop., wie Professor Schulze-Gävernitz meint, sondern 83/4-131/2 (resp. 8,3-14,7) und ein Pud Naphthakohle, d. h. eine Menge Naphtha bezüglich Wärmeerzeugung einem Pud Kohle entsprechend, nicht 12,75 Kopeken, sondern 13-20 Kopeken[4], also immerhin bedeutend mehr als die Kohle in Polen. Zweitens bildet Naphtha einstweilen nur 20,5% des ganzen Heizmaterials im Moskauer Rayon – speziell in der Baumwollindustrie der Gouvernements Moskau und Wladimir 29,4%[5] –, kann also die Produktionsbedingungen bei der überwiegenden Mehrzahl der Fabriken dieses Rayons nicht beeinflussen.

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[1] Berichte der Kommission zur Untersuchung …, I, S. 32 f. [Fußnote im Original]

[2] Die Fabrikindustrie Rußlands, I, S. 16 f. [Fußnote im Original]

[3] G. von Schulze-Gävernitz, l. c., S. 359. [Fußnote im Original]

[4] Siehe den Preis der Steinkohle in den Berichten der Kommission zur Untersuchung S. 104, und I, S. 33. Der Preis von 1 Pud Naphthakohle läßt sich folgendermaßen ermitteln: „Zur Ersetzung von 100 Gewichtseinheiten der Steinkohle“, schreibt Mendelejew, „sind nur 67 Gewichtseinheiten von Naphtharesten erforderlich.“ Der Preis der Naphthareste aber schwankt nach derselben Quelle „in den letzten Jahren … in Moskau zwischen 20 und 30 Kopeken pro Pud“. (Die Fabrikindustrie Rußlands, XII, S. 311 f.) [Fußnote im Original]

[5] l. c., I, S. 17, u. XXII S. 264, Einleitung, S. 21. [Fußnote im Original]