Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 152

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darf. Die Industrie hat einen innern Markt geschaffen, welcher das ganze Produkt des Ackerbaus – der Masse nach – verschlingt. Wenn Polen heute noch ansehnliche Quanta Weizen exportiert, so geschieht dies nur, weil es aus Rußland noch größere Quanta niedrigerer Getreidesorten zum Ersatz importiert. Zweitens sieht sich die Landwirtschaft angesichts der stets sinkenden Getreidepreise heute gezwungen, sich überhaupt immer mehr von der reinen Getreideproduktion zu emanzipieren und auf die Kultur von sog. technischen Pflanzen für die Industrie ebenso wie auf die Viehzucht zu verlegen.[1] Es ist überflüssig, zu betonen, daß auch das Handwerk, da, wo es noch nicht direkt von der Konkurrenz der Fabriken untergraben wird, im Gegenteil von der Fabrikindustrie lebt, teils ihr direkt in die Hände arbeitend, teils von den durch sie akkumulierten Kapitalien und dem gesteigerten innern Konsum profitierend. Die Industrie ist jetzt derjenige Stamm geworden, aus dem alle übrigen Zweige des materiellen Lebens des Landes ihre Säfte ziehen. Oder richtiger gesagt, sie ist diejenige. Triebfeder, die alle Gebiete des materiellen Lebens revolutioniert und sich unterordnet: die Landwirtschaft, das Handwerk, den Handel und die Verkehrsmittel. Polen, das ehemals so sehr eigenartige Land in sozialer Beziehung, ist jetzt ein typisch kapitalistisches Land geworden. Der mechanische Webstuhl und der Dampfmotor haben es der originellen Physiognomie beraubt und ihm das nivellierende internationale Gepräge aufgedrückt. Schon im Jahre 1884 hatte Polen die spezifisch kapitalistische Krankheit – die erste große Krise – durchgemacht. Heute kommen bereits in der erwachten Arbeiterbewegung hie und da auch die Hypokratuszüge des polnischen Kapitalismus zum Vorschein.

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[1] Vgl. J. Bloch: Der Ameliorationskredit und die Lage der Landwirtschaft, auch L. Górski: Unsere Fehler in der Landwirtschaft [Fußnote im Original]