Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 133

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industrie + 450%, für die Leinwandindustrie + 317% – ist hauptsächlich ein Resultat der drei ersten Jahre (1877-80) der neuen Ära in der Zollpolitik. Wie wir unten sehen werden, hat die Einführung des Goldzolles nicht nur die plötzliche Gründung vieler neuer Unternehmungen, sondern auch die Verlegung einer ganzen Reihe deutscher Fabriken aus Sachsen und Schlesien nach dem westlichen Teile Polens nach sich gezogen.

Von den größten Fabriken, welche die 1886 veranstaltete offizielle Enquete in Polen vorgefunden hatte, wurden errichtet[1]:

bis 1850 1850-60 1860-70 1870-80 1880-86
18,1% 6,8% 13,6% 29% 32,5%

seit 1870 also 61% aller großen Fabriken. Was den Produktionsumfang betrifft, so hat er sich im Zeitraum 1870–1890 in der Gesamttextilindustrie fast versechsfacht. Den Einfluß der Zollpolitik zeigt noch ganz speziell die folgende Zusammenstellung: Von den bedeutendsten Fabriken wurden gegründet:

bis 1850 1850–1877 1877–1886
18,1% 37,2% 44,7%

Also fast die Hälfte (heute noch mehr) aller großen Fabriken, welche sich in Polen befinden, sind seit 1877 als direkte Folge der protektionistischen Zollpolitik entstanden.

Die geschilderte Erweiterung der Produktion ging Hand in Hand mit einer Umwälzung in der Produktionsweise selbst. Überall treten plötzlich an Stelle der kleinen zersplitterten Fabriken moderne industrielle Großbetriebe mit weitgehender Anwendung der Dampfkraft und der neuesten technischen Einrichtungen in Bau und Betrieb. Die Konzentration in der gesamten Industrie Polens stellt sich folgendermaßen dar:

1871 1880 1890
Zahl der Arbeiter 76 616 120 763 ca. 150 000
Produktionswert 66,7 Mill. Rbl. 171,8 Mill. Rbl. 240 Mill. Rbl.
Auf 1 Etablissement 3 239 Rbl. 8 063 Rbl. 71 248 Rbl.
Auf 1 Arbeiter 882 Rb1.[1] 1 422 Rbl.[2] 1 600 Rbl.[3]

[1] J. G. Bloch, l. c., S. 142 u. 143. Bloch rechnet viele Kleinbetriebe hinzu, was das Bild der Konzentration gewissermaßen verschiebt. [Fußnote im Original]

[2] J. G. Bloch, l. c., S. 142 u. 143. Bloch rechnet viele Kleinbetriebe hinzu, was das Bild der Konzentration gewissermaßen verschiebt. [Fußnote im Original]

[3] Die Fabrikindustrie Rußlands, S. 33; Materialien … für das Jahr 1890, S. 134. Den Produktionswert pro 1 Etablissement 1890 haben wir nur für die mit Akzise nicht belegten Branchen (d. h. für die gesamte Industrie außer dem Bergbau, den Spiritusbrennereien, Tabak- und Zuckerfabriken) ermitteln können, welche freilich in diesem Jahre ihrem Ertrag nach 74% der Gesamtindustrie ausmachen. Für andere Produktionszweige fehlen genaue Angaben über die Zahl der Betriebe. [Fußnote im Original]

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[1] Berichte der Kommission zur Untersuchung der Fabrikindustrie des Königreichs Polen, I, S. 84. [Fußnote im Original]