Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 131

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Aus neuerer Zeit haben wir nicht minder überraschende Angaben über die Profite in der russischen Metallindustrie. Die metallurgischen Unternehmungen des südlichen Rayons werfen durchschnittlich einen Profit von 50 %, die kolossalen Betriebe des Engländers Hughes sogar 100% ab. „Nicht ohne Interesse“, schreibt das offizielle Organ des Finanzministeriums, „ist die Verwendung der erlangten Profite, die den Eindruck erweckt, daß die Gesellschaften vor lauter Überfluß an Profiten gleichsam im unklaren sind, was sie mit denselben anfangen sollen“[1], d. h. in welche Rubriken der offiziellen Berichte die Gewinne eintragen, um ihre frappante Höhe einigermaßen zu verschleiern.

Am schlagendsten zeigt wohl den Einfluß der Monopolpreise auf die Höhe der Unternehmerprofite und zugleich das Verhältnis der letzteren zu den Ausgaben für Arbeitskraft die folgende kleine Zusammenstellung. Der Marktpreis des Roheisens betrug in Kiew im Juli 1897 pro Pud 85 Kopeken; dabei beliefen sich die Herstellungskosten in Rußland auf 45 Kopeken, darunter der Arbeitslohn auf 4 Kopeken pro Pud – bei einem Nettogewinn von 40 Kopeken.[2] Das Verhältnis des Profits zu den Herstellungskosten und dem Arbeitslohn war also rund 10:11 resp. 10:1.

Den obigen enormen Profiten der russischen Unternehmer stehen aber diejenigen der polnischen, wie wir noch später sehen werden, in nichts nach. Anfangs der neunziger Jahre beliefen sich zum Beispiel die Dividenden der Zuckerfabriken in Polen bis auf 29%.[3] In der Textilindustrie werden 40prozentige Profite als eine normale Erscheinung betrachtet.[4] Diese offiziellen Angaben der Fabrikanten sind aber notorisch um 30 bis 50 % kleiner als die in Wirklichkeit erzielten Gewinne.

Auf diese Weise, nachdem in den Jahren 1860–1877 alle Hauptbedin-

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[1] Der Finanzbote, Nr. 17 vom 9. Mai 1897. [Fußnote im Original]

[2] Arbeiten der Freien Ökonomischen Gesellschaft, 1897. Nr. 6. S. 134. [Fußnote im Original]

[3] Diplom. and Cons. Reports, Nr. 1449, S. 14. [Fußnote im Original]

[4] l. c., Nr. 461, S. 3. [Fußnote im Original]