Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.1, 8., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2007, S. 124

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1834 betrug sie im ganzen 2 887 000 Rubel,

davon Fabrikate 2 385 000 Rubel,

1850 betrug sie im ganzen 1 274 000 Rubel,

davon Fabrikate 755 000 Rubel.

Für die polnische Wollproduktion war das ein harter Schlag. Nachdem ihr Wert im Jahre 1829 – wie. wir gesehen – die Höhe von 5 752 000 Rubel erreicht hatte, sank er im Jahre 1832 auf 1 917 000 Rubel und stieg erst nach und nach auf 2 564 000 Rubel 1850, also auf die Hälfte des ehemaligen Betrages.[1]

Für die nächsten Schicksale der polnischen Manufaktur im ganzen konnte jedoch die russische Grenzsperre von keiner großen Bedeutung sein. Weder waren damals in Rußland selbst die Bedingungen für eine wachsende Nachfrage nach Fabrikaten gegeben, noch waren auch die Verkehrsmittel zum Massentransport geeignet. Der große Tuchexport kann vorzugsweise nur durch den Bedarf der russischen Armee erklärt werden. Im übrigen hatte die polnische Manufaktur noch nicht einmal Zeit gehabt, sich einen inneren Markt zu schaffen. Nach der Sperrung der russischen Zollgrenze fährt sie daher langsam fort, durch begünstigende Regierungsmaßnahmen und besonders durch die Polnische Bank unterstützt, im Lande Fuß zu fassen. In den folgenden zwei Jahrzehnten entwickeln sich gut viele Produktionszweige, so in den dreißiger Jahren die Gerberei und die Seifenfabrikation, in den vierziger die Zuckerproduktion, ebenso in den dreißiger Jahren der Bergbau, desgleichen die Papierfabrikation.[2] Dem Wachstum der Industrie in Polen waren jedoch durch die sozialen Zustände des Landes ziemlich enge Schranken gezogen. Im ganzen nur die winzige Zahl von 4 bis 5 Millionen Menschen darstellend, lebte die Bevölkerung Kongreßpolens obendrein zum größten Teil in Naturalwirtschaft. Trotz der Abschaffung der Hörigkeit im Jahre 1807 blieb die Fronarbeit die herrschende Arbeitsweise in der Landwirtschaft, und dadurch waren die Grundbesitzer ebenso wie die Bauern vom Waren- und Geldverkehr in hohem Maße abgeschnitten. Die Städte kamen erst langsam auf, und, wenig bevölkert und arm, wie sie waren, konnten sie ebenfalls keine starke Nachfrage für die Manufakturprodukte schaffen. Die Entwicklung ist denn auch eine sehr langsame. Nach 30 Jahren seit ihrer Entstehung, in welcher Periode die polnische Manufaktur vorwiegend auf den inneren Markt angewiesen war, sehen wir sie noch in ganz zwerghaften Dimensionen

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[1] T. Rusowski, I. c., S. 241. [Fußnote im Original]

[2] l. c., S. 250 u. 251; J. G. Bloch: Fabrikindustrie des Königreichs Polen, S. 29–31, 111 f., 12 f. u. 58. [Fußnote im Original]