ganzen Tätigkeit der Partei geübten Kritik Tür und Tor offenzulassen und zu dieser Frage keine Stellung zu nehmen. Letzteres wäre jedoch vom Standpunkte des Parteiinteresses ganz falsch, denn obwohl wir die Freiheit der Kritik im weitesten Umfange stets gewähren, sei die Sozialdemokratie doch nicht ein Diskutierklub, sondern eine Kampfpartei, die wohl das Recht hätte, ihren Mitgliedern zuzurufen: Wollt ihr auf einem anderen Boden stehen, wohlan, so geht in Gottes Namen, und gesellt euch zu denen, mit denen ihr übereinstimmt; wollt ihr aber mit uns in Reih und Glied kämpfen, dann stellt euch auf unseren Boden. Demgemäß sei der letzte Passus, wenn er überhaupt bestehen müßte, etwa so zu formulieren, daß die Versammlung die Freiheit der Diskussion in der Partei gewahrt wissen wolle, insofern sich jedoch diese Diskussion auf dem allgemeinen grundsätzlichen Boden der Partei bewege.
Es ist mir um so unbegreiflicher, wie der Bericht des „Vorwärts“ meine Ausführungen in einem entgegengesetzten Sinne bringen konnte, als gerade in diesen Punkten, als Genosse Heine in seiner Erwiderung mir die Absicht zuschreiben wollte, die theoretischen Untersuchungen in der Partei unmöglich zu machen und auf die Spaltung der Partei direkt hinzuarbeiten, er durch stürmischen Widerspruch der ganzen Versammlung unterbrochen wurde. Zu der Ablehnung meines Amendements ist noch zu bemerken, daß Genosse Heine am Schlusse seiner Rede die Annahme – eventuell Ablehnung zur Personenfrage gemacht und geäußert hat: „Ich mußte die Annahme des Amendements der Genossin Luxemburg als ein Mißtrauensvotum gegen mich betrachten.“ Überhaupt gibt der Bericht die Stimmung der Versammlung meinen Ausführungen gegenüber äußerst mangelhaft wieder.
Leipziger Volkszeitung,
Nr. 209 vom 9. September 1899.