ausgesehen! Sehr rasche Schritte macht auch die Eisenproduktion des Rayons, die im Jahre 1897 4 Millionen, im laufenden aber 20 Millionen Pud darstellt. Endlich betrug die Gewinnung des Eisenerzes in Südrußland nach den Berichten der Delegierten 1896 51/2 Millionen, im Jahre 1897 bereits 13 Millionen Pud. Dieses überraschende Wachstum der Eisenindustrie in Rußland ist ein direktes Ergebnis der von der russischen Regierung in den letzten Jahren hartnäckig befolgten Schutzzollpolitik, welche die Einfuhr englischen und deutschen Eisens fast unmöglich macht und die Preise im Inlande so hinaufschraubt, daß die Unternehmer unerhörte Profite einstreichen. So betrug z. B. im Jahre 1897 der Marktpreis des Roheisens in Rußland pro Pud 85 Kopeken[1]; dabei beliefen sich die Herstellungskosten auf 45 Kopeken, darunter der Arbeitslohn auf 4 Kopeken pro Pud – bei einem Unternehmergewinn von 40 Kopeken! Die bezeichnete Schutzzollpolitik der Zarenregierung hat zum Zwecke, um jeden Preis in Rußland eine einheimische Eisenindustrie aufzuziehen, um das Reich ökonomisch vom Auslande unabhängig zu machen. So scheut sie sich zu diesem Zwecke nicht vor ungeheuren Opfern aus dem Fiskus, indem sie für die großen Eisenbahnbauten bei den russischen Werken riesige Bestellungen zu übertrieben hohen Preisen macht, um nur der „vaterländischen“ Industrie unter die Arme zu greifen. Die kühnsten Pläne der Zarenregierung gehen sogar weiter: Sie strebt danach, Rußland zum industriellen Ausfuhrstaate und speziell in Asien der englischen und deutschen Industrie den Platz streitig zu machen. Die südrussischen Unternehmer, die Schoßkinder der Regierung, wissen auch, womit sie sich ihre Gunst zu weiteren Zollerhöhungen und allerlei Liebesgaben erhalten können: Auf der Konferenz in Charkow wurde erklärt, die russischen Eisenerze dürften bald nach dem Auslande ausgeführt werden. Ist diese Mitteilung einstweilen eher als ein Parademanöver zu betrachten, das ein Entgegenkommen den innersten Wünschen der Regierung zeigen sollte, so liegt ihr auch ein wahrer Kern zugrunde, insofern als die russischen, speziell die südrussischen Eisenerzgruben ungeheuer reich sind (die Gruben bei Kriwoi Rog allein enthalten ca. 3,7 Milliarden Pud Erz feinster Qualität) und bei der heutigen raschen Entwicklung der Eisenindustrie früher oder später die Konkurrenz mit dem Auslande aufnehmen können.