Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 979

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-7-2/seite/979

12. Juli Karte von Mat.
13. Juli[1]*
15. Juli[2]*
22. Juli Breslau[3]

[1] In der Mitte mit rotem Stift ein +.

[2] In die Mitte mit schwarzem Bleistift ziemlich groß gezeichnetes +.

[3] Am 22. Juli 1917 wurde Rosa Luxemburg unerwartet aus der Festung Wronke in die Breslauer Gefängnisanstalt in der Kletschkaustraße überführt. „Gestern bin ich hier angekommen“, schrieb sie am 23. Juli 1917 an Mathilde Jacob, „halbtot vor Müdigkeit: Ich bin ja so abgewöhnt von Menschen und vom Trubel! Der erste Eindruck meiner hiesigen Behausung war so niederschmetternd, daß ich mit Mühe die Tränen zurückhielt. Der Sprung nach Wronke ist gar zu groß.“ Siehe GB, Bd. 5, S. 281 f. – „Es war ein Frauengefängnis“, hielt Sophie Liebknecht in ihren Erinnerungen über den ersten Besuch in Breslau im September 1917 fest, „machte im Vergleich mit Wronke einen trostlosen Eindruck – auch das Innere des Hauses verscheuchte diesen Eindruck nicht. Ich ging durch einen Korridor – an den Wänden standen Gefangene mit dem Gesicht zur Wand gekehrt. Neben mir ging ein Aufsichtsbeamter. Er leitete mich in ein Zimmer, wo Rosa schon wartete – da sie nur in Schutzhaft und nicht verurteilt war, brauchte sie nicht mit dem Gesicht zur Wand gekehrt stehen. Sie saß an einem Tisch. Auch der Aufseher und ich nahmen Platz, und der Besuch verlief wie üblich […].“ Siehe Sophie Liebknecht: Drei Besuche bei Rosa Luxemburg. In: SAPMO-BArch, NY 4001/58, Bl. 64. Die Unterhaltung habe kaum ein paar Minuten mehr als eine halbe Stunde gedauert, berichtete sie Mathilde Jacob am 20. September 1917. Sie übergab den Kuchen, den Turner und noch einiges. „Der Kuchen mußte aufgeschnitten, d. h. da kein Messer vorhanden war, aufgestochen werden – den Turner behielt er zur Ansicht bei sich […]. Rosa sah etwas aufgeregt aus – die Unterhaltung vor diesem wildfremden Menschen geriet oft ins Stocken – Rosa bat mich, mehrere Tage zu bleiben, damit es nicht zu schnell vorbeigeht – gestern war ich nicht da, aber heute gehe ich wieder hin. Bei Frau Schlisch war ich auch, sie scheint sich mit dem Kochen große Mühe zu geben, daß alles klappt – und das ist natürlich sehr wichtig. Leider ist eine neue Beschränkung: es ist Rosa von der Kommand[antur] eröffnet worden, sie hätte einen zu ausgedehnten Briefwechsel – und sie ist sehr nervös darüber – und will mit keinem mehr außer Ihnen korrespondieren. Sie sollen ihr wöchentlich schreiben, sollen aber, das hat sie zweimal wiederholt, sich zu dieser neuen Heldentat der Kommand. nicht äußern – es wird ja auch nichts nützen – mir tut es entsetzlich leid, nicht mehr mit Rosa korrespondieren zu können. Die Oberin sah ich nicht. Mit dem Essen ist R. zufrieden – auch reicht das Geld, das sie bekommt, vollständig. Sonst – mein Gott es ist eine Quälerei und Sinnlosigkeit und kein Ende abzusehen – […].“ Sophie wohnte im Hotel „Vier Jahreszeiten“. Breslau sei eine hübsche Stadt, wenn sie ihr auch nicht besonders gefalle. Siehe ebenda, Bl. 11 f.

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