Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 943

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1916

Notizzettel über Änderungen zum Entwurf der Junius-Thesen Ende 1915/Anfang 1916

[1]

Abänderungen (die ich akzeptiert habe):

Punkt 2. Hinter England: „mit der einen Ausnahme der Unabhängigen Arbeiterpartei“ (die „rühmliche“ lassen wir fort! Kühl bleiben! Das ist noch kein „Ruhm“, wenn ein Mensch kein Schwein wird).

In demselben Punkt statt des „Massenmordes“ – „Gemetzels“.

Punkt 3. Statt „Volksmassen“ – „Arbeiterklasse“ weiter soll lauten: „…an allen demokratischen Interessen im Staats- und Wirtschaftsleben. Dadurch etc.“ (Sie wollen statt „Lebensinteressen“ – „Lebensnotwendigkeiten“; mir wäre lieber die Wiederholung von Interessen, mag der Stil lieber leiden als die Deutlichkeit des Ausdrucks.

Punkt 4 soll lauten: „… preisgegeben und ihn auf die Zeit nach dem Kriege verschoben, hat sie den herrschenden Klassen“ etc.

Punkt 6: Hinter „Die kleinen Nationen“ geht weiter: „… deren herrschende Klassen Anhängsel und Mitschuldige der herrschenden Klassen in den Großstaaten sind, bilden nur Schachfiguren“ etc. – „wie die arbeitenden Massen dieser Mächte während des Krieges“ etc. (Nur scheint mir „die Massen dieser Mächte“ nicht gut! Hier müßte „Staaten“ stehen.)

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[1] Überschrift der Redaktion. – Entwurf zu den Junius-Thesen, siehe GW, Bd. 4, S. 43 ff. – Der Notizzettel steht im Zusammenhang mit Rosa Luxemburgs Brief an Karl Liebknecht von Anfang Dezember 1915 und dessen Änderungsvorschlägen. – Siehe GB, Bd. 5, S. 89 und Karl Liebknecht: Gesammelte Reden und Schriften, Bd. VIII, 4. Aufl. Berlin 1982, S. 383 ff. Im Brief an Julian Marchlewski vom Dezember 1915 hatte sie weiter über einige Formulierungen debattiert, und sie mahnte: „Karl soll ja nicht vergessen (was er sicher vergessen hat), daß die Thesen von einem breiteren Kreis, nicht bloß von uns zwei, sondern von der Gruppe der ‚Internationale‘ vorgelegt und à tout prix [um jeden Preis] verfochten werden sollen. Karl muß also die Änderungen jetzt gleich Franz [Mehring] vorlegen (wenn er’s noch nicht getan hat).“ Siehe GB, Bd. 5, S. 92. Die Thesen wurden entsprechend wie folgt eingeleitet: „Die folgenden Leitsätze sind eine Zusammenfassung der wesentlichen Gesichtspunkte, von denen wir unsere Aufgabe betrachten.

Eine größere Anzahl von Genossen aus allen Teilen Deutschlands hat die folgenden Leitsätze angenommen, die eine Anwendung des Erfurter Programms auf die gegenwärtigen Probleme des internationalen Sozialismus darstellen.“ Siehe Spartakusbriefe, Berlin 1958, S. 113. Auf der Konferenz der Gruppe „Internationale“ Anfang Januar 1916 waren sie im Prinzip gebilligt worden. Nach redaktioneller Bearbeitung wurden sie als Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie als Flugblatt, in den Politischen Briefen, Nr. 14 vom 3. Februar 1916, siehe Spartakusbriefe, S. 113 ff, sowie 1916 als Anhang zur Junius-Broschüre, siehe GW, Bd. 4, S. 50 ff., illegal verbreitet.