Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1088

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Handschriftliche Fragmente zur Geschichte der Internationalen, der deutschen Sozialdemokratie, zu Krieg, Revolution und Nachkriegsperspektiven

[1]

[Die] Intern[ationalen] u. ihre Geschichte

1[2]

1. 1864.
2. 1889. Maifeier.

Instanzen

Vorstellung, daß der „Parteitag“ entscheidet. „Instanzen“. „Statut“.

(Zivil-Prozeß) Legalität. 2

Entscheidung können nicht Instanzen oder Parteitage treffen, sondern nur die Volksmasse u. Volksbewegung, u. zwar auf internationaler Basis.

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[1] Überschrift der Redaktion. – Diese handschriftlichen Fragmente sind zum Teil mit Bleistift und zum Teil mit Tinte auf drei verschiedenen Sorten Papier geschrieben. Sie stammen vorwiegend aus dem Jahr 1918. Die unterschiedlich markierte Reihenfolge von Schwerpunkten ihrer Überlegungen und deren mehrfache Veränderung lassen bestimmte Schlüsse über den unmittelbaren Anlaß und Zweck der Fragmente nicht zu. Sie waren wahrscheinlich sowohl fürs Selbstverständnis als auch als konzeptionelle Gedanken für beabsichtigte Arbeiten gedacht. So schrieb Mathilde Jacob an Clara Zetkin am 25. Januar 1919: „Sie wollte einen zweiten Teil der Junius-Broschüre herausgeben, im Geiste hatte sie die Disposition hierzu erschaffen.“ Siehe SAPMO-BArch, NY 4005/79, Bl 22. Dazu siehe z. B. S. 1107 ff.

In vielerlei Hinsicht schließen die skizzierten Notizen an ihre Äußerungen in Der Wiederaufbau der Internationale, Die Krise der Sozialdemokratie und in den Leitsätzen über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie an. Sie bekräftigen bzw. erörtern und ergänzen darin enthaltene Thesen. Teilweise stimmen sie mit ihren Stellungnahmen zur gemäßigten Opposition des Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, zur USPD-Gründung, zum Brest-Litowsker Frieden und zum Verhältnis von russischer Revolution und Weltrevolution überein. Das war ein Grund dafür, daß diese fragmentarischen Gedankenskizzen 1974 nicht in den Band 4 der GW aufgenommen worden sind. Die Entscheidung erweist sich als falsch, denn sie besitzen einen eigenständigen Wert und entstanden in einer Zeit, über die sie gegenüber Sophie Liebknecht äußerte: „Die Verworrenheit der Dinge scheint noch erst die unwahrscheinlichsten Gipfel erklimmen zu wollen, ehe die menschliche Vernunft zu walten beginnt.“ Siehe GB, Bd. 5, S. 409. – Siehe auch ihren Artikel „Die Schicksalsstunde der Partei“, S. 1031 ff. – Es gibt in den Fragmenten außerdem mehr als Andeutungen, daß sie sich für die Auseinandersetzung innerhalb der USPD bzw. in der Mitgliedschaft der SPD, die nach dem Krieg sofort und unausweichlich stattfinden müßte, gründliche und weitgehende Gedanken machte. Sie versuchte vor allem drei Fragen zu beantworten: 1. Was ist das Wesentliche bei kritischem Rückblick auf die Vergangenheit der sozialistischen Theorie und Praxis? 2. Was erwartet die Sozialisten nach dem Kriege bei Sieg oder Niederlage der Mittelmächte oder der Entente? 3. Warum ist es falsch zu meinen, die sozialistische Bewegung brauchte nur zur Politik und Taktik von vor dem 4. August 1914 zurückzukehren? Diese Gedankenskizzen verraten aber auch, daß sie keineswegs schon auf die Gründung einer neuen Partei zusteuerte. Ein Sieg der russischen Revolution schien ihr ebenfalls ungewiß, wenn es weiterhin an revolutionärer internationaler Unterstützung fehlen sollte.

[2] Die von der Redaktion fett gedruckten Ziffern sind von der Autorin vermutlich später hinzugefügt worden.