Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1043

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Das Ergebnis der Osterkonferenz

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Die Verhandlungen der Konferenz, die in den Ostertagen von der sozialdemokratischen Opposition in Gotha abgehalten worden ist, haben den organisatorischen Zusammenschluß der Arbeitsgemeinschaft und der Gruppe „Internationale“ zu einer Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei veranlaßt.[2] Das heißt mit anderen Worten zu einer Einigung der gesamten Opposition, denn die „Internationalen Sozialisten Deutschlands“ (I.S.D.)[3] haben, wie in einem Artikel der nächsten Nummer nachgewiesen werden wird, in Wirklichkeit nie existiert, außer in einem oder einigen wenigen Köpfen, und ein paar einzelne Parteisplitter in Bremen und diesem oder jenem anderen Orte Deutschlands fallen nicht weiter ins Gewicht.

Die Notwendigkeit des organisatorischen Zusammenschlusses zwischen der Gruppe Arbeitsgemeinschaft und der Gruppe „Internationale“ hat Gracchus in der Nummer des „Kampf“ vom 31. März ausführlich nachgewiesen.[4] Nichts verständlicher, als daß sie manchen braven Genossen unserer Richtung hart angekommen ist, und dies Gefühl des Widerstrebens wird sicherlich noch verschärft, wenn die Arbeitsgemeinschaft sich nach manchen Äußerungen ihrer Vertreter, der Einbildung hingibt, als habe die Gruppe „Internationale“ vor ihr kapituliert. Eine Tendenz dieser Art tritt auch in der Wahl des Aktionskomitees und des Beirats hervor, die in Gotha an die Spitze der neuen Partei gestellt worden sind. Von den sieben Mitgliedern des

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[1] Der Artikel ist mit ♂, einem von Rosa Luxemburgs Zeichen versehen, das sie auch für ihre Beiträge in der SAZ 1898 häufig verwendet hat. Siehe GW, Bd. 6, S. 129 ff. In der RL-Bibliographie von Feliks Tych, 1962 (Jadwiga Kaczanowska przy konsultacji i wspólprácy Feliksa Tycha: Bibliografia Pierwodruków Rózy Luksemburg. Nadbitka Z pola walki, kwartalnik Poswiecony Dziejom Ruchu Robotniczego, Warschau 1962 Nr. 3 [19]), ist der Artikel unter Nr. 650 ausgewiesen, ebenso in der Bibliographie von Narihiko Ito von 2002, S. 25 unter Nr. 49. Siehe auch weiter S. 995, Fußnote 1 und S. 999, Fußnote 1.

[2] Siehe S. 993, Fußnote 4. Siehe auch Rückblick auf die Gothaer Konferenz. In: GW, Bd. 4, S. 270 ff, wo es S. 274 heißt: „Es genügt nicht, daß eine Handvoll Leute das beste Rezept in der Tasche hat und schon weiß, wie man die Massen führen soll. Diese Massen müssen geistig den Traditionen der 50jährigen Vergangenheit entrissen, von ihnen befreit werden. Und das können sie nur im großen Prozeß ständiger schärfster innerer Selbstkritik der Bewegung im ganzen. Was die Bremer als Zeitvergeudung, was die Arbeitsgemeinschaft als Belästigung empfindet, ist das Lebenselement der Zukunft, die Gewähr der Wiedergeburt des Sozialismus und als solche Amt und Beruf der Richtung ‚Internationale‘ in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.“

[3] Die Gruppe Internationale Sozialisten Deutschlands wurde von dem Berliner linken Sozialdemokraten Julian Borchardt um die von 1913 bis 1916 erscheinende Monatsschrift „Lichtstrahlen“ gebildet. Er schloß sich der von Lenin geführten Zimmerwalder Linken an, wurde jedoch am 11. Februar 1916 kurzfristig in „militärische Sicherheitshaft“ genommen. Die Gruppe zerfiel bald wieder.

[4] Siehe S. 1031 ff.