Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 738

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1913

Zuschrift an den „Vorwärts“

[1]

Da die Redaktion des „Vorwärts“ lebhafte Neugierde an den Tag gelegt hat, ihren Rezensenten[2] auf seine „Sachverständigkeit“ hin geprüft zu sehen, so sei zu ihrer Beruhigung bemerkt, daß ich, nachdem sich die Kritiker meines Buches in der deutschen Parteipresse wie in der sonstigen Presse erschöpfend ausgesprochen haben werden, das Problem und die Kritiken in zusammenhängender Weise zu beleuchten beabsichtige. Es wird sich dabei Gelegenheit bieten, unter anderem auch auf den „Vorwärts“-Rezensenten zurückzukommen; und ich hoffe dann die Neugierde der Redaktion des „Vorwärts“ vollauf zu befriedigen.[3]

R. Luxemburg

Vorwärts (Berlin),

Nr. 49 vom 27. Februar 1913.

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[1] Die Zuschrift ist in der Rosa-Luxemburg-Bibliographie von Feliks Tych, 1962 (Jadwiga Kaczanowska przy konsultacji i wspólprácy Feliksa Tycha: Bibliografia Pierwodruków Rózy Luksemburg. Nadbitka Z pola walki, kwartalnik Poswiecony Dziejom Ruchu Robotniczego, Warschau 1962 Nr. 3 [19]), (Jadwiga Kaczanowska przy konsultacji i wspólprácy Feliksa Tycha: Bibliografia Pierwodruków Rózy Luksemburg. Nadbitka Z pola walki, kwartalnik Poswiecony Dziejom Ruchu Robotniczego, Warschau 1962 Nr. 3 [19]), unter Nr. 533 ausgewiesen.

[2] Gemeint ist Gustav Eckstein, der im Vorwärts (Berlin), Nr. 40 vom 16. Februar 1913 Rosa Luxemburgs Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus, rezensiert hatte und in Nr. 46 vom 23. Februar 1913 den Artikel Überflüssige Aufregung folgen ließ. – Die Gegner nutzten den Streit über die Auslegung der Marxschen Theorie im Vorwärts weidlich aus. Siehe Marxisten unter sich in Nr. 7 der Korrespondenz des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie (Berlin), des sog. Reichslügenverbandes, vom 21. Februar 1913.

[3] Diese Absicht verwirklichte sie mit der Schrift Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben. Eine Antikritik. Siehe GW, Bd. 5, S. 413 ff. „Bücher haben ihre Schicksale“, beginnt sie ihre Polemik. „Eine Reihe von Kritikern in der sozialdemokratischen Presse haben das Buch für völlig verfehlt in der Anlage erklärt, denn – ein Problem, das zu lösen wäre, existiere auf diesem Gebiete gar nicht, ich sei das bedauernswerte Opfer eines puren Mißverständnisses geworden.“ Ebenda, S. 415. „Nicht genug.“, heißt es weiter, „Gegen diejenigen, die eine zustimmende Besprechung des Buches veröffentlicht hatten, wurde eine Art obrigkeitlicher Aktion eingeleitet, die namentlich vom Zentralorgan mit merkwürdiger Wärme betrieben wurde. Ein beispielloser und an sich etwas komischer Vorgang: In Sachen einer rein theoretischen Arbeit über ein verwickeltes, abstrakt-wissenschaftliches Problem tritt die ganze Redaktion einer politischen Tageszeitung auf – von der höchstens zwei Mitglieder das Buch überhaupt gelesen haben dürften –, um ein korporatives Urteil über dasselbe zu fällen, indem sie Männern wie Franz Mehring und J. Karski jedes Sachverständnis in national-ökonomischen Fragen abspricht, um nur diejenigen, die mein Buch heruntergerissen, als ‚Sachverständige‘ zu bezeichnen!“ Ebenda, S. 416.