Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 640

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-7-2/seite/640

Rosa Luxemburg (Polen) und Longuet (Frankreich) stellen die folgende

Resolution über Spanien

[1]

Angesichts der tragischen Ereignisse, die sich in Spanien und insbesondere in Katalonien im vergangenen Jahre abgespielt haben, drückt der Internationale sozialistische Kongreß in Kopenhagen seine wärmste Sympathie den Genossen der sozialistischen Partei Spaniens aus, sowie den Genossen Kataloniens und allen organisierten Arbeitern in Spanien, die, entsprechend den Beschlüssen der Internationale, dem Kolonialabenteuer in Marokko die Massenaktion des Proletariats entgegenzusetzen versuchen.

Der Internationale sozialistische Kongreß brandmarkt die barbarische Unterdrückung, deren Opfer unsere Genossen in Barcelona und anderen Städten geworden sind,[2] insbesondere den Justizmord gegenüber Ferrer, und begrüßt die Kammerwahl des Genossen Iglesias, des ersten parlamentarischen Vertreters der Arbeiterklasse in der Hauptstadt der Monarchie, als das entscheidende Anzeichen des Erwachens des spanischen Proletariats.

Diese Resolution wird mit großem Beifall und einstimmig angenommen.

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[1] Der Text der Resolution folgt dem deutschen Protokoll, S. 19. – Siehe auch GW, Bd. 2, S. 450.

[2] Am 26. Juli 1909 war in Barcelona der Generalstreik ausgerufen worden, der ganz Katalonien erfaßte und in einen bewaffneten Aufstand überging. Ein Regierungsdekret über die Einberufung von Reservisten zur Durchsetzung der aggressiven Kolonialpolitik gegenüber Marokko hatte schwere innenpolitische Auseinandersetzungen ausgelöst. Hunderte von Arbeitern wurden in der berüchtigten Blutwoche vom 26. bis 31. Juli 1909 verhaftet und viele ihrer Führer, unter ihnen der den Anarchisten nahestehende Republikaner Francisco Ferrer, ermordet.