Die Unterdrückung des „Ml⁄ot“
[1]Das in Warschau herausgegebene Arbeiterblatt „Ml⁄ot“ [Der Hammer] ist nun endgültig von den Schergen des Zaren unterdrückt worden. Da jede Nummer dieses Blattes ein Hieb gegen das Regime Stolypins[2] war und auch die Bourgeoisie Polens mit steigendem Schrecken sah, wie sich die Arbeiter um dieses Blatt scharten, das tapfer und konsequent ihre Sache vertrat, häuften sich die Verfolgungen. Der Schlußakt ist indessen selbst für russische Zustände ungewöhnlich: der Redakteur wurde auf Befehl des Generalgouverneurs von Warschau in den Kerker geworfen, dann wurden die Redaktionsräume gesperrt und versiegelt und das weitere Drucken des Blattes untersagt. Man setzte sich also über alle Vorschriften des Preßgesetzes hinweg und ließ der Willkür die Zügel schießen. Jetzt, wo das tapfere Blatt verstummt ist und die Angriffe seiner Gegner nicht zurückweisen kann, und andererseits auch die Rücksichten fallen, die bisher in Anbetracht der russischen Verhältnisse zu üben waren, ist es jedenfalls Pflicht, darauf hinzuweisen, wie verleumderisch jene Angriffe gegen das Blatt waren, die wir in Nr. 292 des „Vorwärts“ erwähnten.[3] Der Versuch, ein Blatt, das unter solchen Bedingungen die Interessen der Arbeiter im marxistischen Sinne vertritt, hinterlistigerweise vor den Genossen Westeuropas als „konterrevolutionär“ denunzieren zu wollen, richtet sich angesichts der Tatsachen von selbst. Jeder billig Denkende wird für diesen Ausbruch fanatischen politischen Hasses, der sich zu grundlosen Verleumdungen hinreißen läßt, nur ein verächtliches Achselzucken haben.
Vorwärts (Berlin),
Nr. 297 vom 20. Dezember 1910.
[1] Die Notiz ist nicht gezeichnet. Sie stammt sehr wahrscheinlich von Rosa Luxemburg. Siehe Briefe an Leo Jogiches vom 14. Dezember 1910 und an Kostja Zetkin vom 15. Dezember 1910. Am 7. Januar 1911 gab die Redaktion des verbotenen Ml⁄ot ein neues Wochenblatt, Wolna Trybuna, heraus. Siehe GB, Bd. 3, S. 274.
[2] Siehe Rosa Luxemburg: Das Regime Stolypin. In: GW, Bd. 7/2, S. 691 ff.
[3] Siehe Rosa Luxemburg: Befremdende Kampfmethoden. In: GW, Bd. 7/2, S. 671 f.