Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 962

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fünf Mitglieder und überschüttete sie von allen Seiten mit Vermutungen, Nachrichten und Ratschlägen. Sie selbst wußten schon mehr. Der seit langem schon mit ihnen in geheimer Verbindung stehende französische Gesandte und die Gräfin Carlisle, wie man sagte, Pyms Mätresse, hatten sie von dem Staatsstreich, welchen man vorbereitete, benachrichtigt, sie sprachen jedoch nicht davon. Plötzlich erschien Capitän Langrish, der vor kurzem aus französischen Diensten zurückgekehrt, durch seine Verbindungen mit einigen abgedankten Offizieren in den Stand gesetzt wurde, alles zu sehen. Er zeigt an, daß sich der König nähere, daß er ihn von dreihundert bis vierhundert bewaffneten Studenten, Cavalieren und Garden eskortiert, Whitehall habe verlassen sehen, und daß er die Angeklagten persönlich verhaften wolle. Es entsteht ein heftiger Sturm, der durch die Notwendigkeit schneller Beschlußfassung fast augenblicklich wieder beschwichtigt wird. Die Kammer fordert die fünf Mitglieder zur Entfernung auf, da schon mehrere zu ihren Waffen gegriffen hatten und sich zum Widerstande vorbereiteten. Pym, Hampden, Holles und Haslerig verlassen den Saal sogleich; Strode weigert sich; man bittet und drängt; schon ist der König im Hofe; endlich stößt ihn Sir Walter Earle, sein Freund, mit Gewalt hinaus. Die ganze Kammer nimmt auf ihren Bänken Platz; der König hatte den großen Saal von Westminster zwischen einem doppelten Spaliere seiner Diener durchschritten, und seine Garde stieg mit ihm allein die Treppe zur Kammer hinauf. Er erscheint, verbietet den Seinen bei Todesstrafe ihm weiter zu folgen, und tritt mit entblößtem Haupte, … ein. Alle Mitglieder nehmen die Hüte ab und stehen auf. Der König wirft im Vorübergehen einen Blick auf den Platz, welchen Pym sonst einzunehmen pflegte, und schreitet, da er Pym nicht sieht, auf den Sprecher zu. ‚Mit Eurer Erlaubnis, Herr Sprecher, werde ich auf einen Augenblick Euren Sessel leihen.‘ Er steigt hinauf, läßt seine Augen über die Kammer schweifen und sagt: ‚Ihr Herren, es tut mir leid, daß mich ein solcher Anlaß hierher führt; ich habe Euch gestern einen Wappenherold zugeschickt, einige, auf meinen Befehl des Hochverrats angeklagte Personen zu verhaften. Ich habe von Euch Gehorsam, nicht aber eine Botschaft erwartet. Kein König von England hat mehr darauf gesehen, Eure Privilegien zu bewahren, als ich es tun werde, aber Ihr sollet wissen, daß es im Falle des Hochverrats für keinen ein Vorrecht gibt. Ich komme, um zu sehen, ob der eine oder andere von den Angeklagten hier ist. Solange diese hier sitzen, kann ich nicht hoffen, daß Ihr den rechten Weg, auf dem ich Euch aufrichtig wünsche, einschlagen werdet. Ich sage Euch, daß ich sie haben will, wo sie sich auch befinden mögen, Herr Sprecher, wo sind sie?‘

Der Sprecher fiel auf seine Knie: ‚Geruhen Eure Majestät, ich habe hier nur Augen um das zu sehen, und nur eine Zunge um das zu sprechen, was mir die Kammer, deren Diener ich bin, vorschreibt. Ich bitte Eure Majestät demütig, mir zu verzeihen, wenn ich keine andere Antwort auf das, was sie mich zu fragen geruht, geben kann.‘ – ‚Nun, ich sehe, daß die Vögel ausgeflogen sind. Ich erwarte von Euch, daß Ihr mir sie schicken werdet, sobald sie zurückkehren. Ich versichere Euch auf mein könig-

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