16. April | Morgen stehe ich auf. Mme de Sévigné schreibt an ihre Tochter am 2. 8. 1675: Ne soyez point en peine de moi, ma très chère, ni de ma santé, je me purgerai après le plein de la lune et quand on aura des nouvelles d’Allemagne (encore la guerre). On n’est pas volage pour ne changer qu’une fois.[1] |
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18. April | Zwei Monate, 1/6. Heute um ½ 12 den ersten Pirol gehört! |
19. April (Montag)[2]* | |
21. April | Heute Abend um 7 hat der Pirol wieder geflötet |
22. April | 9 Wochen. |
23. April | Heute schneit es in großen Flocken! |
24. April | 65 Tage. Noch 300. |
29. April | 10 Wochen. |
1. Mai | Heute Abend um 7 großes Gewitter mit Blitz und Donner. Von Dr. Weinberg 2 wundervolle dunkle rote Rosen gekriegt.[3] |
[1] Im französischen Text erfolgten einige Korrekturen nach der Quelle. – Deutsch lautet die Notiz: Sorgen Sie sich bitte nicht um mich, Liebste, und auch nicht um meine Gesundheit, ich werde nach dem Vollmond und, sobald wir Neuigkeiten aus Deutschland haben, ein Abführmittel einnehmen (noch immer Krieg). Man ist nicht flatterhaft, wenn man sich mehr als einmal verändert! – Übersetzung aus dem Französischen von Sabine Prudent. [2] * Geschrieben mit dem Bleistift unten sehr klein „Cors. best.“ Zur Bedeutung der * siehe Redaktionelle Vorbemerkung, S. 76. [3] Aus dem Berliner Polizeipräsidium wurde dem Minister des Innern am 5. Mai 1915 gemeldet, Rosa Luxemburg hätte am 1. Mai 1915 mit ihrem Rechtsanwalt Siegfried Weinberg über einen neuen Antrag auf Gewährung von zwei Tagen Urlaub in ihre Wohnung für Mitte Mai verhandelt. Die Gewährung eines solchen Urlaubs in der beabsichtigten Zeit hielte er für bedenklich, „da die radikalen Sozialistinnen für den 18. Mai eine Demonstration vor dem Reichstagsgebäude planen“. Siehe RGASPI, Moskau, Fonds 191, Nr. 628, Bl. 41. Bereits am 18. März 1915 hatten 200 Frauen vor dem Reichstagsgebäude gegen den Krieg protestiert und ihre Sympathie für Karl Liebknecht u. a. Abgeordnete bekundet. |