Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 830

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Mars unsere Gesellschaftsordnung, noch herrscht der Militarismus, aber der Tag ist nahe, an dem die Saat der sozialdemokratischen Aufklärung aufgehen wird, die ausreicht, eine andere Gesellschaftsordnung herbeizuführen, die keinen Mord unter den Völkern kennen wird, wie sie auch keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen kennt. Wir stehen heute am Beginn der roten sozialdemokratischen Woche,[1] wo es moralische, wo es ernste Pflicht jedes Sozialdemokraten, jeder sozialdemokratischen Frau ist, den Samen der Aufklärung in die weitesten Volkskreise zu streuen und deshalb müssen wir es begrüßen, daß uns durch den Frankfurter Prozeß ein Anlaß gegeben ist, der unsere Agitation als Sprengpulver wirken läßt. Ich habe mir in Frankfurt Mühe gegeben, den Richtern unsere Auffassung beizubringen, es war leider der Mühe umsonst; es hat sich gezeigt, daß es keine Möglichkeit, kein Mittel gibt, auf jener Seite Verständnis für unsere Ideen auszulösen. Das bedeutet, daß kein Verständnis, kein Kompromiß möglich ist mit dem Bürgertum. Da gibt es nur eines für uns: Kampf auf Leben und Tod, und deshalb werden Sie mit mir das Gefühl teilen, das mich beschlich, als das Gericht nach zweistündiger Beratung mit dem Verdikt herauskam: ein Jahr Gefängnis für die Propaganda des Kirchengebotes: Du sollst nicht töten! Da habe ich mir gesagt: Bravo, es leben unsere Freunde, die Feinde, mit uns das Volk, mit uns der Sieg!

Volksfreund (Karlsruhe),

Nr. 57 vom 9. März 1914.

Wiederveröffentlicht in: Unser die Zukunft. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Karlsruhe 1845–1952. Hrsg. von der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Karlsruhe. Bearbeitet und eingeleitet von Wolfgang Glaeser, Heilbronn 1991, S. 334-340.

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[1] Die Rote Woche der deutschen Sozialdemokratie diente der intensiven Agitation für die Sozialdemokratie und ihre Presse. Sie wurde 1914 mit dem Internationalen Frauentag am 8. März eingeleitet und stand im Zeichen des Kampfes für ein demokratisches Wahlrecht in Preußen und für die Gleichberechtigung der Frau. Sie dauerte bis 15. März 1914 und führte zu einem wesentlichen Mitgliederzuwachs und einer Erhöhung der Abonnentenzahl für die Presse.