Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 727

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Diskussion. Die Masse der Genossen ist dazu berufen, hierzu ihre Meinung zu sagen und sie tun das, indem sie der Resolution zustimmen, die in der objektivsten Weise sagt, wir bedauern die Politik des Vorstandes und wir halten jene Politik für die einzig richtige. Es wird Ihre Sache sein, sich so oder anders zu dieser Angelegenheit zu stellen, jedenfalls liegt es dem Genossen Pannekoek fern, Ihnen eine Meinung zu oktroyieren. Genosse Rhein hat gemeint, Sie sollten deshalb noch nicht Ihrer Meinung Ausdruck geben, weil der Parteivorstand noch nicht gesprochen hat. Genosse Rhein möchte gehandelt haben nach dem alten deutschen Sprichwort, „man muß sie hören alle beede“. Ja, Sie haben bloß nicht gemerkt, daß ich damit angefangen habe,[1] mein tiefstes Bedauern darüber auszusprechen, daß sich der Parteivorstand noch nicht zu der Sache geäußert hat. (Sehr richtig!) Wir haben nicht die geringste Freude daran, die Sache hinter seinem Rücken zu besprechen. Genosse Rhein hat gemeint, es stimme nicht, daß die Masse der Genossen nicht instruiert worden ist, die Funktionäre wären zu einer Sitzung eingeladen worden. Ich sage, die Masse war und ist zu informieren. Die Funktionäre sind erst informiert worden, als die Sache längst perfekt war. Am 11. Februar hat die Besprechung mit den Funktionären stattgefunden, und die Stichwahlen waren am 25. Januar vorbei. Ich mache dem Parteivorstand nicht den Vorwurf, wie es die Genossen Rhein und Waigand verstanden haben, daß er uns in den wenigen Tagen, wo er mit den Fortschrittlern verhandelte, jedes Wort unterbreitet hat, ich mache ihm nur zum Vorwurf, daß er die Entschließung nicht sofort veröffentlichte, nachdem sie gefallen ist. Das sind wir unseren Wählern schuldig.

Genosse Rhein hat aus meinem Referat die vollständig unbegründete Schlußfolgerung gezogen, wir brauchten nur die Arme zu verschränken und das übrige besorge die geschichtliche Entwicklung. Einen solchen Glauben habe ich nicht einmal gehabt, als ich noch viel jünger war. Das Leitmotiv meiner Rede war von Anfang bis zu Ende, es ist unsere Pflicht, der Masse zu sagen, niemand wird für euch den Sieg erringen, ihr müßt es selbst tun. Und da kommt man mir und sagt, ich hätte gepredigt, wir müßten beide Hände in die Hosentasche stecken und warten, bis die Geschichte uns den Sieg gebracht hat. Das ist das direkte Gegenteil von dem, was ich gesagt habe.

Ich soll auch die Kleinarbeit nicht genügend hervorgehoben haben. Habe ich nicht auf den Ausbau der Organisation und auf den Ausbau der Presse verwiesen? Was habe ich anders getan, als lauter ungenannte Millionen der Heldentaten der Kleinarbeit zu nennen? Ich frage Sie, aus welchem Grunde appellierte ich daran? Ich sage, weil die Masse die Schöpferin unserer Größe ist, haben wir auch kein Recht, ohne die Masse irgendeine wichtige Entscheidung der Partei zu treffen. Ich soll auch so viel gesprochen haben von der Niederlage des Jahres 1907. Genosse Rhein sagte, das

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[1] In der Quelle: bin.