Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 645

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ganz dem Stand der Dinge entspricht. Die Tschechen sagen, daß sie von hier nicht als gespaltene Partei abreisen wollen. Ich ziehe daraus den Schluß, daß wir eine Spaltung des tschechischen Sozialismus vermeiden können. Andererseits darf das Büro nichts tun, was in irgendeiner Weise zu einer Spaltung beitragen würde oder auch nur von der Außenwelt als Spaltung verstanden werden könnte. Wir als Mitglieder des Büros kennen die Situation, aber die Außenwelt wird die Bildung einer Untersektion als eine Spaltung ansehen. Wir müssen berücksichtigen, daß sich die tschechischen Genossen bereit erklärt haben, sich der Entscheidung des Büros zu fügen und dessen Kompetenzen anzuerkennen. Ich bitte Sie also schlicht und einfach, die sieben zurückgewiesenen Delegierten als Delegierte anzuerkennen.

Rosa Luxemburg (Polen): Ich schließe aus Němecs Aussage, daß es im Interesse der tschechischen Bewegung am besten ist, daß das Internationale Büro diese Frage beurteilt und in Adlers Sinne entscheidet, d. h. keine Untersektion bildet, um nicht den Eindruck einer Spaltung aufkommen zu lassen. Insofern sollte man einfach die Delegierten anerkennen.

Vaillant: Wir werden über Adlers Vorschlag abstimmen. Wir müssen, soweit es geht, der tschechischen Sektion jegliche Schwierigkeit ersparen. Ich bitte die tschechischen Genossen, selber die Vorschläge zu machen, die sie als die besten betrachten.

Němec: Das ist Adlers Vorschlag. Im vollständigen Einklang mit den tschechischen Genossen kann ich sagen, daß wir bereit sind, den betreffenden Genossen, d. h. der Minderheit, zwei Stimmen abzugeben, und zwar für die Fragen, bei denen es unmöglich wäre, sich zu einigen. Sollten sie aber eine Untersektion bilden, werden ihnen keine Stimmen abgegeben.

Soukup: Nur die tschechische Sektion wird für die Verteilung der Stimmen zuständig sein. Aber wenn die Minderheit sich benachteiligt fühlt, hat sie die Möglichkeit, das Büro anzurufen.

Adlers Vorschlag mit Soukups Interpretation wird einstimmig angenommen.

Der Präsident bittet, daß die tschechischen Genossen die vom Büro getroffene Entscheidung nicht als unfreundlich mißverstehen sollten. Das Büro beabsichtigt nichts anderes, als das ohnehin gute Verhältnis zwischen den tschechischen und österreichischen Genossen zu verbessern. Wenn auch später seine Dienste benötigt würden, wird das Büro immer bereit sein, seine Pflicht zu tun.

Das Büro vertagt sich bis Donnerstag.

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