Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1081

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-7-2/seite/1081

9. Juli Eilbr. an Kest. Korr. an Kest.
10. Juli Bücher v. Stadtbibl.
11. Juli Eilbr. an Mat.
12. Juli Karte v. Józio. Korrekturen v. Leipz.
13. Juli Br. u. Korr. an Kest. I–II von Mat. I an Mat.
14. Juli Pirol! Telegr. an Medi. Eilbr. an Medi. Br. an Komand.
15. Juli

I–II v. M. 51,5 Kilo.

Haftbefehl[1]* [2]

16. Juli

Br. v. Kestenb. Br. v. Sonja. Brief an Rosi. Br. an Munio.

Bücher an Mat.

17. Juli I–III an Mat.
18. Juli Brief v. Medi u. S. Brief v. Mat.
19. Juli Karte an Mat. I von M.
20. Juli

Br. an Sonja u. Medi. Br. an Stuttg. Bank. Br. v. Medi.

Brief v. Kestenb.

22. Juli Karte an Marta. Eilbr. an Mat.
24. Juli Karte an Klara. Br. u. Buch v. Kestenb.
25. Juli

Br. an Luise.[3] Br. an Kestenb. Br. v. Medi u. Mat.

Br. v. Rosi. I–VII v. M. I an Mat.

[1] * In die Mitte stark geschrieben.

[2] Siehe S. 1072, Fußnote 6.

[3] Jeden Tag ginge es anders um das eigene Ich. „Liebste Lulu, heute bin ich um halb fünf aufgestanden, habe lange die weißgrauen Morgenwölklein hoch am blauen Himmel betrachtet, den stillen, noch schlafenden Gefängnishof; dann habe ich meine Blumentöpfe sorgfältig inspiziert, mit frischem Wasser versehen, die Vasen und Gläser, die stets voller Schnitt- und Feldblumen stehen, anders geordnet, und jetzt, um 6 Uhr früh, sitze ich am Schreibtisch, um Dir einen Brief zu schreiben. Ach, meine Nerven, meine Nerven, ich kann gar nicht schlafen. […] Man leidet von Zeit zu Zeit an Zwangsvorstellungen, man erwacht plötzlich mitten in der Grabesstille des vergitterten Hauses mit der felsenfesten Überzeugung, bei dem und dem von den liebsten Menschen sei ein Unglück passiert. Meist erweist es sich bald als Einbildung, Grille – manchmal – nicht …

Überhaupt kam mir heute in den Sinn, während ich mit größter Sorgfalt die Blumen ordnete und gelegentlich im botanischen Atlas nachschlug, um irgendeine Einzelheit festzustellen – es kam mir plötzlich in den Sinn, daß ich mich selbst bewußt irreführe, mich in den Gedanken hineinwiege, als lebe ich noch ein normales Menschenleben, während um mich herum eigentlich eine Weltuntergangsatmosphäre herrscht. Vielleicht sind es speziell die 200 ‚Sühne-Hinrichtungen‘ in Moskau, von denen ich gestern in der Zeitung las, die es mir angetan haben …

Aber, Liebste, fort mit diesen Gedanken, Du sollst mir nicht kleinmütig werden! Nur Mut, wir werden es schon weiter mit dem Leben aufnehmen, wie es auch kommen mag. Verlaß Dich auf mich, wir werden uns zusammen durchbeißen und nie vergessen, das geringste Schöne und Gute, was noch übriggeblieben, dankbar zu genießen.“ Siehe GB, Bd. 5, S. 403 f. – Um diese Zeit schrieb sie ihre Gedanken Zur russischen Revolution nieder. Siehe GW, Bd. 4, S. 332 ff., wo sie zum IV. Abschnitt mit den gravierenden Feststellungen überleitete: „Nun folgte aus alledem die Diktatur Deutschlands. Vom Brester Frieden bis zum ‚Zusatzvertrag‘! Die 200 Sühneopfer in Moskau. Aus dieser Lage ergaben sich der Terror und die Erdrückung der Demokratie.“ Ebenda, S. 352.

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