sehr glücklich zu sein scheint. Verhältnismäßig stark ist an ihr jene Richtung beteiligt, die in Österreich durch Victor Adler und in Deutschland durch Karl Kautsky vertreten wird, jene Richtung, die sich noch immer nicht von längst abgetakelten Illusionen frei machen kann und in der komischen Einbildung lebt, durch irgendeine schwammige Resolution, die nicht mehr bedeutet, als eine Fliege an der Wand, die Welt umwälzen zu können. Kautsky gehört ja selbst zur Delegation, und man sollte doch neuen Wein nicht in alte Schläuche füllen, zumal nicht in einen so oft zerborstenen und zerrissenen Schlauch, wie die „Neue Zeit“ seit Beginn des Weltkrieges gewesen ist.
Indessen darf man zu der Mehrheit der Delegation ein besseres Zutrauen haben, und wir können uns auch auf unsere russischen Gesinnungsgenossen verlassen, die sich kein X für ein U vormachen lassen werden. Wie die engere Fühlung mit ihnen der Hauptgrund ist, der die Entsendung der deutschen Delegation nach Stockholm rechtfertigt oder notwendig macht, so ist dies Bündnis überhaupt die Schicksalsfrage der Unabhängigen Sozialdemokratie in Deutschland. Nachdem was Tschcheidse und andere russische Sozialdemokraten öffentlich erklärt haben, leiden die Forderungen, die sie an die deutsche Sozialdemokratie stellen, keineswegs an übermäßiger Bescheidenheit und Zurückhaltung, was wir natürlich nur von ganzem Herzen billigen können.
Sollte die Konferenz gar bis zum 10. Juni verschoben werden, so bliebe auch noch die Möglichkeit – die für den 15. Mai freilich wohl ausgeschlossen wäre – daß die einzelnen Organisationen der Unabhängigen Sozialdemokratie Vertreter nach Stockholm schickten, und es versteht sich, daß es sehr wünschenswert wäre, wenn sich diese Möglichkeit verwirklichen ließe. Man braucht der Internationalen Konferenz in Stockholm nicht mit übermäßigen Erwartungen entgegenzusehen, aber als dritte Etappe auf dem Wege Zimmerwald-Kiental wäre sie lebhaft zu begrüßen.
Der Kampf (Duisburg),
Nr. 49 vom 11. Mai 1917.