Proletariats, so wie sein Gedanke in den Arbeitermassen gezündet hatte, zu einem harmlosen Familienfeste geworden war, bei dem es als oberstes Prinzip galt, daß nur ja keiner seiner Teilnehmer [in] irgendeine Gefahr liefe. Im Grunde hatten die offenherzigen Seelen, die schon lange Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges die Maifeier als ein überflüssiges Dekorationsstück beseitigen wollten, bessere Gründe geltend zu machen, als wir anderen, die auf den trügerischen Schimmer einer besseren Vergangenheit nicht verzichten mochten.
Für die Arbeiterklasse bleibt es für immer bei dem Worte des sterbenden St. Simon: Man muß begeistert sein, um große Dinge zu vollbringen,[1] und selbst der ehrwürdige Staatsminister v. Goethe hat sich, als längst sein Genie erloschen war, zu dem trefflichen Satze bekannt:
Begeisterung ist keine Heringsware,
die man einpökelt für lange Jahre.[2]
Und wenn auf den dritten Maitag des Weltkrieges ein heller Lichtenstrahl fällt, so danken wir ihn unsern russischen Brüdern, die sich nicht von den staatsmännischen Erwägungen leiten ließen, an denen die deutsche Maifeier umgekommen ist.[3]
Der Kampf (Duisburg),
Nr. 47 vom 28. April 1917.