Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1038

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Das Verbleiben mit dem sogen[annten] Sumpf in einer gemeinsamen Partei birgt gewiß große Gefahren in sich. Manche Elemente der entschiedenen Opposition sind naturgemäß selbst noch im Fluß ihrer politischen Entwicklung begriffen, können daher bis zu einem gewissen Grade der verzögernden und einschläfernden Einwirkung des Sumpfes unterliegen. Bei wichtigen Aktionen und Beschlüssen droht der entschiedenen Opposition in den meisten Fällen die Majorisierung durch die Anhänger der Arbeitsgemeinschaft. Die Partei der Arbeitsgemeinschaft wird aller Voraussicht nach gegen die entschiedene Opposition, gegen deren Kritik und selbständiges Vorgehen vielfach dieselben Bekämpfungsmethoden anwenden wollen, die von der Rechten angewendet worden sind ihr gegenüber. Aber seit jeher war es viel bequemer, ein unbeflecktes Fähnlein im geschlossenen Kreis fester Anhänger als im bunten Gemisch diverser Elemente zu bewahren. Die Geschichte macht es eben dem revolutionären Sozialismus leider nicht bequem – in keiner Beziehung. Überhaupt ist es das Schicksal der entschiedenen Opposition, daß ihre Arbeit, ihre aufrüttelnde Wirkung, ihre früheste und schärfste Fahnenauflehnung gegen die Herrschaft des Sozialimperialismus dem Sumpfe zugute kommt. Nachdem wir in die Mauern der Rechten Bresche geschlagen haben, zieht die Arbeitsgemeinschaft ein und erntet die Früchte unseres Wirkens. Auch fernerhin wird unsere Kritik und aufrüttelnde Arbeit in hohem Maße Wasser auf die Mühlen der Arbeitsgemeinschaft treiben, indem sie dieser den Rücken steift und ihre Anziehungskraft auf mittlere und schwankende Elemente steigert. Trotzdem muß in voller Erkenntnis all dieser Schattenseiten, unsere Aufgabe mit aller Energie ausgeführt werden, den Blick fest auf den weiteren Gang der Entwicklung gerichtet, der letzten Endes unserer Politik die führende Rolle sichert und so die Früchte der heutigen Mühen, die scheinbar zum Teil in fremde Scheunen fallen, wieder uns wird zugute kommen lassen. Denn unsere Aufgaben und unsere Schicksale sind identisch mit den Aufgaben und Schicksalen des Sozialismus überhaupt.

Aus der Notwendigkeit, gemeinsam mit der Opposition der Mitte eine Partei zu gründen folgt nicht, daß die entschiedene Opposition etwa ihre Kritik der Arbeitsgemeinschaft gegenüber nunmehr zurückzustellen oder zu mildern hätte, sondern es ist umgekehrt jetzt erst recht die eigentliche Aufgabe der Richtung der „Internationale“ – neben dem unermüdlichen Kampf gegen die Herrschaft der Scheidemänner – den ebenso unermüdlichen Kampf gegen die Schwächlichkeit, Halbheit und die schablonenhafte Routine der Arbeitsgemeinschaft zu führen. Die rücksichtslose Kritik der Arbeitsgemeinschaft ist von nun an um so wichtiger und dringender als für viele geistig bequemen und kurzsichtigen Elemente die rein äußere organisatorische Trennung von den Scheidemann-Leuten der Arbeitsgemeinschaft den radikalen Schein einer inneren Trennung – im politischen grundsätzlichen Sinne – verleihe und so den Prozeß der fortschreitenden Klärung und Aufrüttelung der Massen noch mehr verwirrt und erschwert.

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