Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1026

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Berliner Arbeiter 1848 erkämpft, aber kaum ein Jahr später war die Dreiklassenwahl da, die wir heute noch nicht losgeworden sind.[1]

Werden sich die russischen Arbeiter abermals übertölpeln lassen? Das ist für die deutschen Arbeiter die alles entscheidende Hauptfrage der russischen Revolution. Wir fürchten es nicht, sondern vertrauen zuversichtlich darauf, daß sie aus den schmerzlichen Erfahrungen ihrer eigenen Klasse gelernt und die Früchte des Sieges, den sie selbst erfochten haben, nicht der Bourgeoisie überlassen werden, so hartnäckige langwierige Kämpfe es kosten mag, sie sich selbst zu sichern. Erst dann wird sich die Prophezeiung unseres Freiligraths erfüllen, die in den gegenwärtigen Flitterwochen der russischen Revolution doch nur erst wie handgreifliche Ironie erscheint:

Seht her doch, ihr nach Westen!

Ein Volk noch in der Welt,

Was trotzig mit der festen

Stahlhand am Aufruhr hält!

Im fernen, wüsten Osten

Der Freiheit Außenposten,

Die schlagen jetzt die Schlacht,

Die, heiß zurück sich wälzend,

Jedwede Fessel schmelzend,

Auch euch zu Freien macht![2]

Der Kampf (Duisburg),

Nr. 42 vom 24. März 1917.

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[1] Siehe S. 97, Fußnote 12.

[2] Vierte Strophe des Gedichts Ungarn, 1848, von Ferdinand Freiligrath.