Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.2, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 1104

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Das erste wird sein: Mangel an geschulter Arbeitskraft, Mangel an Rohstoffen, u. zugleich Arbeitslosigkeit für die zurückflutenden Massen infolge Mangels an Rohstoffen u. der Auflösung der Arm Kriegsindustrie. Eine furchtbare allgemeine Industrie- u. Handels Wirtschaftskrise u. eine Welthungersnot drohen unmittelbar. Dazu: erschreckender Niedergang der Volksgesundheit, Erhöhung der Sterblichkeit, dringende drohender heftiger Rückgang der Bevölkerung, körperliche Degeneration, Epidemien! Hungerrevolten, Plünder[ung], Anarchie Um diese Schrecken vorzube zu steuern, (weiß die regierungssozialistische Weisheit zunächst eins: Fortsetzung der Zwangswirtschaft, d. h. der Brotmarke, der Marmelade, der Kohlrübe u. des Schleichhandels u. des Belagerungszustands!)

Die kapitalistische Anarchie ist nicht imstande, damit fertig zu werden. Sie würde in kürzester Zeit zu Anarchie u. allgem[einen] Untergang führen. Die „Staatswirtschaft“ hat sich im Kriege gezeigt: 1) Verewigung des Belagerungszustands. 2) Nährbod. klassische Nährkultur für Schleichhandel u. Lebensmittelwucher. 3) Aushungerung der Masse. Einzig u. allein großzügige hervor radikale gesellsch[schaftliche] Maßnahmen auf größtem Maßstab, ohne vor Privateigentum u. Profitinteresse Halt zu machen, ohne vor „nationalen“ Grenzen Halt zu machen, können die Gesellsch[aft] retten.

radikale Inangriffnahme bisher ungenutzter Bodenstrecken, sofortige äußerste Steigerung der landwirtsch[aftlichen] Produktivität.

Heranziehung aller Kr Arbeitsfähigen zur produktiven Arbeit.

[Auf linkem Rand:]

durch Beseitigung der alten Zoll- u. Liebesgaben, des privaten Großgrundbes[itzes].

Überführung in allgemeine Nutzung der großen Privatforsten, Jagdgründe u. Ländereien der Magnaten, Dynastien, Kirchen u. Klöster. Einführung des genossenschaftlichen Betriebes in der bäuerlichen Wirtschaft Produktion, großzügige, umfassende Ausnutzung der Wasserkräfte Sofortige gründliche Umgestaltung der Arbeitsbedingungen, um die Ausnutzung der weiblichen Arbeitskräfte ohne Schädigung ihrer Gesundheit möglich zu machen u. der verminderten Leistungsfähigkeit der vom Kriege übriggebliebenen männlichen Kräfte Rechnung zu tragen. Wohnungsreform wegen Epidemien!, die einen gänzlichen Umbau der Städte; eine Vereinigung der Stadt- u. Landwirtschaft nötig macht! Vergesellschaftung des Sanitätswesens bei drohenden Epidemien! Abschaffung der Luxusproduktion in der militärischen Versorgung Rüstungsproduktion.

2. Finanzproblem. Alle Staaten, kriegführende wie neutrale kommen mit einer nie erhörten Schuldenlast aus dem Kriege heraus – die Sieger wie die Besiegten, kriegführende wie neutrale. Das Finanz- u. Rüstungskapital, das Bankkapital hat den kap[italistischen] Staat in der Tasche; in Dlnd das einheimische, in Fr[ankreich] u.

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