Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 69

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die Kongregationen als eine Halbheit und Impotenz hinstellt, der arbeitet für den Triumph der klerikalen Reaktion! Wer die „republikanischen“ Erbärmlichkeiten des Kabinetts Waldeck-Rousseau dem Lande denunziert, der ist – gegen die Verteidigung der Republik!

Diese Behauptungen stehen auf demselben Boden wie das famose Schlagwort der Reaktionäre des deutschen Reichstags, die deutsche Sozialdemokratie sei, weil sie die Bismarcksche Arbeiterversicherung seinerzeit ablehnte, Gegnerin der sozialen Reformen.

In Wirklichkeit handelt es sich in dem französischen Parteistreit nicht um die praktische Arbeit, sondern um die Art und Weise, um die „zwei Methoden“ der praktischen Arbeit, deren Gegensatz in seiner ganzen Schärfe sich nur aus den besonderen politischen Verhältnissen Frankreichs beurteilen und begreifen läßt.

Während in monarchisch regierten Ländern, wie in Deutschland, die Republik ausschließlich eine Forderung der sozialistischen Arbeiterklasse und deshalb mit dem Sozialismus aufs innigste verbunden ist, war sie in Frankreich umgekehrt diejenige konkrete Form der bürgerlichen Klassenherrschaft, gegen die der Sozialismus seine Kritik und Opposition vom ersten Augenblick an richten mußte. Nur in dem Maße, als es den Sozialisten gelang, die Illusionen über die republikanische Staatsform zu zerstören, ihren sozialen Inhalt herauszukehren, vermochten sie die Arbeiterklasse von dem bürgerlichen Lager abzulösen und in einer besonderen Klassenpartei zu organisieren. Die Existenz des Sozialismus war von vornherein an den unaufhörlichen Kampf gegen den bürgerlichen Republikanismus gebunden. Und es ist das unvergängliche historische Verdienst der alten Parteien, der Guesdisten und Blanquisten (zum Teile – wenn auch auf anderem Wege, nämlich durch extreme Negation des politischen Kampfes – auch der sogenannten Allemanisten), die Spaltung zwischen der Arbeiterklasse und den bürgerlichen Republikanern herbeigeführt zu haben.

Diesen Graben zwischen dem Proletariat und dem republikanischen Kleinbürgertum, an dessen Vertiefung Guesde, Lafargue, Vaillant und ihre Freunde seit bald fünfundzwanzig Jahren unermüdlich arbeiten, wieder vollständig zu verschütten – das ist die objektive Tendenz der Jaurèsschen Taktik. Wenn diese Tendenz in der Haltung der Kammerfraktion nicht zur vollen Geltung kommt, so liegt es daran, daß neben den Anhängern Jaurèsʼ seine entschiedenen Gegner, Vaillant, Zévaès und Genossen, die Taktik der parlamentarischen Gruppe mitbestimmen und den Einfluß der Direktiven Jaurès’ in hohem Maße paralysieren.

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