Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 285

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Hoffnungen auf diese Verständigung habe, aber der Vernünftige muß immer ein übriges tun, und wir wollen auch hier die Vernünftigen sein. (Lebhafter Beifall.)

IV Persönliche Bemerkung zur Polenfrage

[1]

So fleißig ich auch bei der Rede Bebels zugehört habe, so habe ich doch die von ihm versprochene Erklärung seines abweichenden Standpunktes nicht heraushören können. Es wundert mich auch, daß Bebel hier öffentlich von der Tribüne aus einen Scherz erwähnt hat, den ich vorhin mutwilligerweise ihm gegenüber gemacht habe. Bebel nimmt doch wohl nicht im Ernste an, daß ich solche Veranlassungen brauche, um vernünftig zu sein, um so mehr, als mich das gar keine große Anstrengung kostet. (Große Heiterkeit.) Ledebour muß ich auf den Passus, in dem er mir eine demagogische Erwähnung der Haaseschen Äußerung vorgeworfen hat, erwidern, daß die von Ledebourski (Große Heiterkeit.) beschützten Polen sich wirklich sagen müssen: Gott beschütze uns von unseren Verteidigern! Denn er hat einen von Ihnen als würdigen und offiziellen Vertreter anerkannten Genossen als grünen Jungen bezeichnet. (Große Heiterkeit.) Ledebour meinte, Haase könne als ein Jüngling für seine Taten nicht verantwortlich gemacht werden. Ich glaube, ebensowenig wie Jugend als ein Entschuldigungsgrund für politische Naivität gelten kann, schützt ein viel vorgerückteres Alter vor Torheit. (Heiterkeit.)

Ich habe gar keine Ahnung davon gehabt, daß der Name Ledebourski von dem Knuten-Oertel[2] stammte. Ich habe ihn hier von Delegierten des Ledebourschen Wahlkreises gehört. (Heiterkeit.) Ledebour, der die polnischen Verhältnisse nicht kennt, sollte hier nicht als besonderer Sachverständiger in polnischen Dingen auftreten.

Ich bin nicht aus einer polnischen Organisation ausgeschlossen, sondern eben nur von jener Sondergruppe, der ich aber nie angehört habe. Weiter möchte ich als Vertreterin der Stadt Rawitsch dem Genossen Auer sagen,

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[1] Redaktionelle Überschrift.

[2] Gemeint ist der Konservative Georg Oertel, Chefredakteur der „Deutschen Tageszeitung“ und Mitglied des Reichstags.