Der dritte Akt
[1]I
Leipzig, 14. April
Am 14. Januar 1886 starb in Brüssel der zweiundachtzigjährige Jacques Kats, derselbe brave Kats, den Karl Grün noch in den 40er Jahren auf seinen Studienreisen in Belgien als den ersten Gründer der Arbeiterbewegung in Brüssel kennenlernte und bewunderte. Der originellste vielleicht der internationalen sozialistischen Pioniere, der Schöpfer der ersten Arbeitervereine, der ersten demokratischen Volkslieder, des ersten Volkstheaters in Flandern, starb er verlassen und vergessen von der neuen Generation und, wie César de Paepe erzählte, in tiefem Mißmut über den Verfall der Arbeiterbewegung in Belgien.
In der Arbeiterklasse Belgiens herrschte tatsächlich um die Hälfte der 80er Jahre eine bleierne Windstille. Verschwunden waren die Früchte der zwanzigjährigen Mühen des alten Kats in den 40er und 50er Jahren, verschwunden gleichfalls die Spuren des erneuten Aufschwungs der Arbeiterbewegung unter dem Einfluß der Internationale in den 60er und Anfang der 70er Jahre. Seit die Schöpfung Marxens[2] in England und ihre Ableger in Belgien zusammengebrochen waren, wurde Belgien zu jenem berühmten „Paradiese des Kapitalismus“, nach dem das Ausbeutertum ganz Europas mit neidischer Sehnsucht hinüberblickte.
Das war in der Tat ein Goldenes Zeitalter für die berufsmäßigen Verzehrer des Mehrwertes in jeglicher Gestalt, als in Belgien seit 1831 das ganze politische Leben nur durch die süß einlullende parlamentarische Schaukel der Klerikalen mit den Liberalen geregelt wurde. Belgien kannte damals nichts von dem niedrigen Materialismus, der nachmalen in der Öffentlichkeit in so larmoyanter Weise seine Ansprüche geltend machen