Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 456

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Die Politik der „Blocks“

Die politische Situation und auch der Reifegrad der Arbeiterbewegung im Zarenreiche drängen unsere russische Bruderpartei immer mehr auf die offene Bühne des politischen Lebens, wo sie mit der verantwortungsvollen Rolle eines revolutionären Faktors ersten Ranges all die Schwierigkeiten übernimmt, die sich der Sozialdemokratie auch in den westeuropäischen Ländern bei der Gestaltung ihrer Taktik bieten. Eins dieser Probleme, das gegenwärtig für die Sozialdemokratie Rußlands aktuell geworden ist, während es gleichzeitig zum Beispiel für den französischen Sozialismus eine Lebensfrage darstellt, ist die Stellungnahme zu der Politik der sogenannten oppositionellen „Blocks“.

Den äußeren Anlaß hat dabei eine jüngst von acht diversen oppositionellen Gruppen Rußlands abgehaltene Konferenz[1] geboten, über die eine Notiz auch in der deutschen Parteipresse erschienen ist und bei der die russische, polnische, jüdische, lettische und ukrainische Sozialdemokratie ihre Mitwirkung abgelehnt hatten. Mag nun die unter solchen Umständen abgehaltene Konferenz der nationalistischen, terroristischen und liberalen Richtungen an sich von geringer politischer Bedeutung sein, so ist die Haltung der Sozialdemokratie Rußlands in diesem Falle von großem allgemeinem Interesse.

Die erwähnten sozialdemokratischen Organisationen Rußlands haben auf einer von ihnen abgehaltenen Konferenz eine gleichlautende Erklärung gegen jene kunterbunte Konferenz abgefaßt, in der sie ihre Ablehnung der Teilnahme folgendermaßen begründen:

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[1] Im November 1904 fand in Paris eine Konferenz statt, die von der Finnischen Partei des aktiven Widerstandes einberufen worden war. Weiter anwesend waren u. a. Vertreter der russischen Sozialrevolutionäre, der PPS (siehe S. 306, Fußnote 3), der grusinischen und der armenischen bürgerlich-nationalistischen Parteien und der Polnischen Nationalen Liga.