Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 417

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Lassalle und die Revolution

Die unmittelbare Beziehung Lassalles zur Märzrevolution ist nur eine fragmentarische, fast flüchtige geblieben, teils infolge seines noch verhälnismäßig jugendlichen Alters, vor allem aber infolge der eigentümlichen Verkettung von Umständen in seinem Leben, die ihn an das individuelle Schicksal einer von den herrschenden Feudalmächten schwer mißhandelten Frau fast für ein Jahrzehnt gekettet und seine Kraft in dieser Zeitspanne dem Revolutionsdienst in hohem Maße streitig gemacht haben. Erst in der Novemberkrise des Jahres 1848 konnte Lassalle hervorragenden Anteil an den Revolutionskämpfen des Rheinlandes nehmen, alsbald wurde er aber auch schon in der Schlinge der preußischen Justiz gefangen, die ihn erst herausließ, als die Revolution bereits zu Ende war.

Aber der geschichtliche Zusammenhang Lassalles mit der Märzrevolution erschöpft sich nicht entfernt durch sein unmittelbares Wirken während des „tollen Jahres“, liegt nicht einmal in der Hauptsache darin. Er läßt sich vielmehr dahin zusammenfassen, daß Lassalle es war, der die wichtigste geschichtliche Konsequenz der Märzrevolution in die Tat umsetzte, indem er fünfzehn Jahre später die deutsche Arbeiterklasse aus dem politischen Heerbann der Bourgeoisie endgültig loslöste und zu einer selbständigen Klassenpartei organisierte.

Die besondere Art und Weise, wie Lassalle dies unsterbliche Werk ausgeführt, hat bekanntlich scharfen und in vielem verdienten Tadel von Marxscher Seite gefunden. „Er beging“, schrieb Marx 1868 an Schweitzer über Lassalle, „große Fehler. Er ließ sich zu sehr durch die unmittelbaren Zeitumstände beherrschen. Er machte den kleinen Ausgangspunkt – seinen Gegensatz gegen einen Zwerg wie Schulze-Delitzsch – zum Zentralpunkt seiner Agitation – Staatshilfe gegen Selbsthilfe ... Der ‚Staat‘

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