Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 297

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len Reformen von Anfang an denselben klaren prinzipiellen Standpunkt eingenommen hat, der für uns bis auf den heutigen Tag maßgebend ist.

Wie in den oben gestreiften Fragen, verfährt Mehring auch in den zahlreichen andren, denen er in dem Marxschen und Engelsschen Nachlaß begegnet: vor allem kritisch. Er tut dies in einem viel höheren Maße als z. B. in den entsprechenden Kapiteln seiner Parteigeschichte[1], die mehr epischen Charakter haben. In seinen Erläuterungen zum Nachlaß fühlt man trotz der ebenso wunderbaren plastischen Schilderung von Anfang bis zu Ende eine ehrliche, ernste Gedankenarbeit, Prüfung, Analyse. Daher der besondere Reiz, das Anregende und Erfrischende der Lektüre.

II

Hat uns der erste Band Mehrings die geistige Werkstatt des wissenschaftlichen Sozialismus, der zweite seinen Kampf um die geistige Suprematie unter allen Richtungen des sozialistischen Gedankens gezeigt, so zeigt uns der dritte Band Marx und Engels bereits im großen praktischen Kampfe – mitten in der Revolution 1848/1849. Die Arbeiten unsrer Meister aus der „Neuen Rheinischen Zeitung“ und der „Neuen Rheinischen Revue“ legen darüber Zeugnis ab. Es sind knapp zweieinhalb Jahre, die der dritte Band umfaßt, allein, während einer Revolution zählt die politische Entwicklung, wie während der sewastopolschen Belagerung, nach Monaten, nicht nach Jahren. Und tatsächlich sehen wir hier Marx und seine Schar, plötzlich aus den Fraktionsscharmützeln und auch dem häufig unerquicklichen persönlichen Kleinkrieg des Flüchtlingsdaseins gerissen und mitten auf den exponiertesten Posten der Revolution gestellt, als entschlossensten, reifsten Führer des großen revolutionären Kampfes, als Strategen auf der Warte nicht nur der deutschen, sondern der europäischen Revolution.

Ihre Rolle in der Revolutionsperiode im Unterschied namentlich von den bürgerlichen Revolutionsmachern à la Hecker charakterisiert am schlagendsten die „Neue Rheinische Zeitung“ selbst mit den Worten:

„Friedrich Hecker verhält sich pathetisch, die ‚Neue Rheinische Zeitung‘ verhält sich kritisch zur Bewegung. Friedrich Hecker erwartet alles von dem magischen Wirken einzelner Persönlichkeiten. Wir erwarten alles von den Kollisionen, die aus den ökonomischen Verhältnissen hervorgehn. Friedrich Hecker reist nach den Vereinigten Staaten, um die ‚Republik‘ zu

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[1] Franz Mehring: Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Berlin 1960.