Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 485

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Nach dem ersten Akt

Vor einer Woche schrieben wir über die Revolution in Petersburg[1] heute ist es die Revolution fast im ganzen Reiche. In allen größeren Städten – in Moskau, Riga, Wilna, in Mitau und Libau, in Jekaterinoslaw und Kiew, in Warschau und Lódz – haben die Proletarier mit Massenstreiks – in Warschau mit einem Generalstreik im buchstäblichen Sinne – auf die Petersburger Schlächterei geantwortet und ihre politische Klassensolidarität mit dem Proletariat an der Newa tatkräftig bewiesen. Und mit der Masse, die in Aktion tritt, wächst, um mit Marx zu reden, auch „die Gründlichkeit“ der Masse, deren Aktion sie ist.

In Petersburg war die Erhebung des Proletariats spontan und das Signal dazu von einem zufälligen Führer gegeben, wenn auch die Ziele, das Programm und damit der politische Charakter der Erhebung, wie jetzt durch genaue Berichte festgestellt ist, direkt durch das Eingreifen sozialdemokratischer Arbeiter bestimmt wurden. Im übrigen Reiche und namentlich in Polen war die Urheberschaft und die Leitung der Bewegung von vornherein in den Händen der Sozialdemokratie. Freilich, auch hier nicht in dem Sinne, daß die Sozialdemokratie aus freien Stücken, nur nach eigenem Gutdünken die Massenstreiks aus dem Boden gestampft hätte. Sie mußte sich vielmehr überall dem Drängen der Arbeiterschaft anpassen, die schon durch die ersten Nachrichten und Gerüchte von den Petersburger Ereignissen in Erregung kam und instinktiv zur solidarischen Aktion griff. Aber die Sozialdemokratie war es, die dem Stürmen der Masse sofort den nötigen Ausdruck, die politische Parole und die klare Richtung gab.

So hat die russische Revolution, im ganzen betrachtet, bereits am Tage

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[1] Siehe S. 477–484.