Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 117

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Es genügt, die erwähnte Alternative bloß zu formulieren, um das Verhängnisvolle, ja Utopische dieser Auffassung einzusehen.

Es heißt innere Entzweiung und unaufhörliche Reibereien und Konflikte zwischen der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften herbeiführen, wenn man der Einmischung der Partei in gewerkschaftlichen Streitigkeiten das Wort redet. Wer aber nicht der famosen Neutralitätsidee huldigt, sondern gerade den inneren engsten Zusammenhang der beiden Arbeiterorganisationen für unerläßlich hält, muß mit aller Entschiedenheit die äußere Verwicklung ihrer Kompetenzsphären ablehnen, die jenen Zusammenhang fatalerweise untergraben würde. Da das bis jetzt bestehende Verhältnis zwischen Partei und Gewerkschaft nach beiden Richtungen hin, sowohl was ihre äußere Selbständigkeit und Arbeitsteilung als was ihre Nebeneinanderstellung und Gleichberechtigung betrifft, unbedingt im Interesse des Klassenkampfes im ganzen aufrechterhalten werden muß, so ergeben sich daraus nunmehr in umgekehrter Ordnung die Schlüsse, daß die Partei über gewerkschaftliche Fragen weder beschließen noch folgerichtig Recht sprechen kann.

III

Um seinen Pflichten nach allen Seiten hin gerecht zu werden, müßte also der Lübecker Parteitag unseres Erachtens in bezug auf den Hamburger Streitfall den Akkordmaurern eine scharfe Rüge erteilen und sie zum Aufgeben ihres unhaltbaren Standpunktes auffordern, zugleich aber im allgemeinen erklären, daß es außerhalb seiner Kompetenz liegt, die Zwangsgewalt der Partei bei Differenzen anzuwenden, die aus Meinungsverschie-

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