Gegen sozialdemokratische Juliane
Unsere Parteipresse hat in verschiedenen Tonarten den Schöpfer Tells und Wallensteins gefeiert, und gewiß, jedes von den sozialdemokratischen Blättern Schiller gespendete Wort der Begeisterung und des Dankes, mag es hie und da auch etwas unbeholfen ausgefallen sein, war unvergleichlich aufrichtiger und ehrlicher gemeint als die prunkvollen, verstiegenen und gelahrten Hymnen, die sich die bürgerliche Presse geleistet hat.
Allein, auch bei dieser Gelegenheit sollte es in unseren Blättern nicht an Leistungen fehlen, die von gutem Willen zeugen mögen, jedoch im Interesse Schillers wie des lesenden Arbeiterpublikums lieber hätten unterbleiben sollen. So ist uns z. B. ein Schiller-Artikel aufgefallen, der seltsamerweise sogar durch einen beträchtlichen Teil der Parteipresse die Runde gemacht hat, der aber – um es rundheraus zu sagen – ein so konfuses Wortgebimmel von Anfang bis zu Ende darstellt, daß man geneigt wäre, seine Veröffentlichung einfach auf ein Versehen der Redaktion zurückzuführen, wenn dies „Versehen“ leider nicht einer so großen Anzahl unserer Blätter passiert wäre.
Jede sachliche und stilistische Kritik dieser merkwürdigen Leistung verbietet sich von selbst, und es bleibt nur übrig, einige Proben hier leibhaftig abzudrucken. Gleich der Anfang des Artikels ist eine Perle in jeder Hinsicht:
„Heute vor hundert Jahren starb er, fünfundvierzig Jahre alt. Er hatte das Schicksal aller großen Wahrheiten – bisher –, er starb zu früh. Alle menschliche Kultur- und Geistesgeschichte – bisher – ist eine Geschichte vom vorzeitigen Sterben.“
Und nach diesem Generalbegräbnis der „großen Wahrheiten“ geht es mit Grazie fort: