Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 334

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-1-2/seite/334

Partei. Betrachten wir die Entwicklung des „Proletariat“ als Ganzes, so zögern wir nicht, sein Programm vom Jahre 1882 für eine Übergangserscheinung zu halten, die gerade durch ihre Undeutlichkeit den Standpunkt an der Wende zwischen der sozialdemokratischen und blanquistischen Phase in der Entwicklung des polnischen Sozialismus genau widerspiegelt.

IV

Im vorangegangenen Abschnitt leiteten wir den Übergang der von Waryński und anderen Genossen gegründeten Partei vom sozialdemokratischen zum blanquistischen Standpunkt deduktiv ab, als logisches Ergebnis ihres politischen Leitprinzips, der gemeinsamen Aktion mit dem russischen Sozialismus, und angewandt unter den damaligen Verhältnissen.

Diese Schlußfolgerung bestätigt schon in ganz offensichtlicher Weise die Analyse der Dokumente über die Tätigkeit des „Proletariat“, die zeigen, wie nach jeder Annäherung an die „Narodnaja Wolja“ die polnischen Sozialisten deren Ansichten und Taktik buchstäblich übernahmen. Das läßt sich in direkter chronologischer Folge beobachten. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht z. B. bereits das früheste Dokument, das vom Anfang des Jahres 1883 datiert, also kaum einige Monate älter ist als der Aufruf des Arbeiterkomitees, das heißt als das formelle Programm der Partei „Proletariat“. Wir denken hier an die Entschließungen, die vom „Kongreß der Vertreter einiger sozialrevolutionärer Gruppen, die den ersten Schritt zur gegenseitigen Annäherung und Schaffung einer straff organisierten sozialrevolutionären Partei machten“, angenommen wurden. Das Dokument führt zwar nicht im einzelnen auf, von welchen „sozialrevolutionären Gruppen“ die Rede ist, es trägt auch nicht die offizielle Unterschrift der Partei „Proletariat“, aber schon sein Abdruck im „offiziellen Teil“ des „Przedświt“ sowie auch die allgemeine politische Tendenz dieses Dokuments, die mit dem Streben Waryńskis und seiner Genossen übereinstimmt, lassen ohne Zweifel erkennen, daß es sich hier, wenn vielleicht nicht um einen Ausdruck der Anschauungen der ganzen Partei „Proletariat“ oder ihres Vorstandes handelt, so jedenfalls um die Ansichten eines, und zwar bedeutenden Teiles ihrer Führer. Deshalb betrachten wir sie auch, ohne überhaupt auf eine Analyse der praktischen Tragweite dieser Resolutionen einzugehen, obwohl sie in den späteren Publikationen der Partei als Grundlage der bekannten konfidentiellen Vereinbarung des „Proletariat“ mit der „Narodnaja Wolja“ figurieren, nur als ein

Nächste Seite »