Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 568

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Arbeiter als unzweckmäßig, und ihr einziges Ergebnis ist die wachsende Erregung und revolutionäre Stimmung der Bevölkerung und die immer größeren Schwankungen und das Murren unter den Soldaten. Folglich ist das einzige wirksame Mittel gegen die Gemetzel und Banditenüberfälle der Regierung auf die demonstrierenden Menschenmengen, der Regierung zu zeigen, daß das Ergebnis einer solchen Politik dem entgegengesetzt ist, das zu erreichen sie bemüht ist, daß diese Gemetzel die Masse nicht abschrecken, sondern im Gegenteil entflammen und noch mehr zum Demonstrieren anspornen.

Es versteht sich, daß die Arbeiter, die zur Demonstration gehen, sich bewaffnen sollten, so gut sie nur können. Auf die Überfälle der Regierungsknechte muß die Masse aus aller Kraft mit Selbstverteidigung antworten. Aber dabei besteht die erste Pflicht des Gewissens darin, den Massen zu erklären:

  1. daß unser Ziel in der gegenwärtigen Phase der Revolution nicht die bewaffnete Schlacht mit den Truppen ist, sondern die friedliche Demonstration, denn sie ist das beste Mittel, um unter der Bevölkerung und unter den Truppen immer größere Scharen für die Revolution zu gewinnen, daß die Waffe jetzt nur zur Selbstverteidigung gegen einen Überfall des Militärs dienen darf;

  2. daß die Bewaffnung der Volksmasse auch wenn sie nur für Verteidigungszwecke erfolgt – nicht von irgendwelchen „Komitees“ vorgenommen werden darf, sondern nur auf solche Weise, wie z. B. durch eine immer größere Steigerung der Demonstration. Das immer stärkere Auftreten der Masse verringert nämlich die Chancen des Überfalls von seiten des Militärs und vergrößert die Chancen der Verteidigung und der Selbstbewaffnung der Masse im Verlaufe der Zusammenstöße mit dem Militär.

Die friedliche Demonstration muß sich folglich um jeden Preis das Bürgerrecht in allen Städten und Ortschaften des Landes erobern, wo die Arbeiter in Massen konzentriert sind, das ist das nächste Ziel und die nächste Aufgabe der revolutionären Bewegung. Und diese Aufgabe, die sich als einzig mögliche Antwort auf die bisherige Banditenpolitik der Regierung von selbst ergibt, stellt zugleich die natürliche allernächste Etappe auf dem Wege der weiteren Entwicklung der Revolution dar.

Die Todesstunde des Absolutismus wird dann schlagen, wenn die Millionenmasse der Proletarier in den Städten und auf dem Lande, im ganzen Staat zum endgültigen Kampf gegen ihn aufsteht und einen Teil der Truppen mitzieht. Aber das Mittel, um diese ganze riesige Masse zu konzentrieren und zum Kampf aufzurufen, ist nichts anderes als das unaufhörliche

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