Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 327

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leicht feststellbar war, wie das später auf Grund von Dokumenten und Tatsachen möglich wurde. Daß sich gerade die Gruppe Waryńskis in bezug auf die Tätigkeit der „Narodnaja Wolja“ sozialdemokratischen Illusionen hingab, zeigten wir ja auf Grund ihres Aufrufs an die russischen Genossen.[1] Wie die genaue Untersuchung der damaligen sozialistischen Literatur („Równość“, „Przedświt“ und Broschüren) beweist, gab es auch unter den polnischen Sozialisten außer Waryński keinen, der ein so bewußter und erfahrener Sozialdemokrat gewesen wäre, wie man nach jenem Aufruf annehmen müßte.

In Anbetracht dessen fand die geistige Verbindung des „Proletariat“ mit der „Narodnaja Wolja“ äußerlich nicht als das Resultat einer ernsthaften inneren Auseinandersetzung des sozialistischen Gedankengutes in Polen statt, sondern vielmehr als ein ganz natürliches Ergebnis der Sachlage.

Da aber auf die Geschichte und die geistige Physiognomie einer immerhin so kleinen Gruppe, wie es die eigentlich führende sozialistische Organisation in Polen bisher für gewöhnlich ist, nicht nur die großen Richtlinien der logischen Entwicklung, sondern auch zahlreiche zufällige, persönliche Faktoren Einfluß haben – und das in dem so kurzen Zeitraum von nur einigen Jahren –, mußte also diese Bewegung auf Grund uneinheitlicher theoretischer Reife der Gründer des „Proletariat“ um so leichter den russischen Einflüssen erliegen. Da sich die Dokumente und Unternehmungen des „Proletariat“ schon zu Anfang nicht durch einen völlig einheitlichen Charakter auszeichnen konnten, so genügte die gänzliche Entfernung Waryńskis aus der Kampfarena durch seine Verhaftung im Herbst 1883, um die Bewegung schnell auf die schiefe Ebene einer hoffnungslosen politischen Konspiration geraten zu lassen.

Sofern wir den Unterschied zwischen dem sogenannten Blanquismus und der Weltanschauung der Sozialdemokratie deutlich herausstellen wollten, so ist vor allem festzustellen, daß der Blanquismus überhaupt keine eigene Theorie im Sinne der Sozialdemokratie, das heißt eine Theorie der gesellschaftlichen Entwicklung in Richtung zum Sozialismus, besaß. Das stellt übrigens kein spezifisches Merkmal des Sozialismus dieser Schattierung dar, denn die Theorie von Marx und Engels war überhaupt der erste und, fügen wir hinzu, bisher siegreiche Versuch, die sozialistischen Bestrebungen

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[1] Dasselbe bestätigen auch die Sätze, die wir in der „Równość lesen. Wegen des Märzattentats auf Alexander II. schreibt die „Równość“ bei der Analyse des Programms der „Narodnaja Wolja“ dieser die gemäßigte Forderung nach einer „konstitutionellen Monarchie“ zu. Die Initiatoren des Attentats vom 13. März, schreibt sie, kämpften um nichts anderes als um Zugeständnisse. „Wir wollen Veränderungen in der politischen Form des heutigen Systems – das will die ‚Narodnaja Wolja‘.“ Równość, Nr. 5 u. 6 von März u. April 1881. [Fußnote im Original]