Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 293

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Weitling, Seiler, Wilhelm Wolff, Weydemeyer, Bürgers, Jung, Kriege, Weerth, Dronke sind die Umgebung unsrer Meister in dieser Periode.

Die Sprache, in der die Streitfragen hier erörtert werden, ist bereits frei von hegelianischer Manier; nicht mehr um „Geist und Masse“, um „absolute Kritik und Selbstbewußtsein“ handelt es sich hier, sondern um Schutzzoll und Freihandel, Sozialreform und Staatssozialismus und dergleichen prosaische Fragen. Hegel ist bereits vom Kopfe auf die Füße gestellt.

Gleichzeitig beginnt ein neuer geistiger Kampf. Sahen wir Marx in der ersten Periode den wissenschaftlichen Sozialismus aus der deutschen Philosophie heraus entwickeln, so sehen wir ihn jetzt im unaufhörlichen Kampf um die scharfe Abgrenzung seiner Lehre von allen angrenzenden verschwommenen Richtungen des Sozialismus und Pseudosozialismus.

Das Ergebnis der zweiten Hälfte der 40er Jahre, das ist die vernichtende Kritik Marxens an dem Proudhonismus, dem deutschen oder wahren Sozialismus, dem Kriegeschen Gefühlssozialismus, dem Staatssozialismus, dem kleinbürgerlichen Radikalismus. Die Marxsche Theorie kommt hier Schritt für Schritt als Siegerin aus dem sozialistischen Chaos Frankreichs und Deutschlands hervor, als einzige wissenschaftliche Lehre des Sozialismus, und das Werk dieser Periode wird zusammengefaßt und gekrönt durch das monumentale Kommunistische Manifest, das wie eine hohe Triumphpforte den historischen Weg der deutschen Arbeiterklasse eröffnet.

Was Mehring aus dieser Periode in seiner Sammlung veröffentlicht, ist sicher weniger interessant und lehrreich, als was er uns in seinen eignen Erläuterungen mitteilt. Namentlich dank den von Mehring vielfach eingeschalteten Fragmenten aus dem Briefwechsel zwischen Marx und Engels sowie den Vertretern des damaligen französischen und deutschen Sozialismus wird hier sein Kommentar zu einem wichtigen Blatt der geistigen Geschichte des Sozialismus. Der Zusammenstoß der zahlreichen Schattierungen des Sozialismus der 40er Jahre kommt in den wenigen abgedruckten Beiträgen von Marx und Engels aus der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung“, dem „Westphälischen Dampfboot“ usw. nur bruchstückweise, dagegen in der Mehringschen Einleitung voll und plastisch zum Ausdruck.

Das Bild dieser scharfen Ideenkämpfe der Schöpfer des Kommunistischen Manifests ist namentlich lehrreich als ein Seitenstück zu ihrem späteren Wirken in der Internationalen Arbeiterassoziation. Wie geduldig wußten nicht Marx und Engels sich da nach 20 Jahren mit demselben Proudhonismus und der ganzen Mosaik der sozialistischen Theorien ab-

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