Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 292

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„Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ schloß die Überwindung des Hegelianismus durch Marx ab.

Der zweite Band führt uns sozusagen aus der geistigen Werkstatt des wissenschaftlichen Sozialismus in Deutschland hinaus in die Welt der praktischen Arbeiterbewegung – nach Frankreich. Ein neues Element tritt in der geistigen Entwicklung unsrer Meister hinzu: die Berührung mit den französischen Utopisten wie mit kleinbürgerlichen Theoretikern des Sozialismus, mit Cabet, Proudhon, Louis Blanc. Und fast gleichzeitig beginnt der Sozialismus auch in Deutschland zur praktischen Bewegung und für Marx seit seinem Brüsseler Exil zur praktischen Aufgabe zu werden. An der Grenze der beiden Perioden steht wie ein großes Geistesdenkmal „Die heilige Familie“ – die letzte auf öffentlicher Bühne ausgekämpfte Schlacht mit dem spekulativen Idealismus, zugleich ein Rechnungsabschluß des wissenschaftlichen Sozialismus mit seiner eignen philosophischen Vergangenheit. Hier sehen wir Marx gleichzeitig den in seinem „kritischen“ Flügel der Gebrüder Bauer zur sozialen und politischen Reaktion zurückgekehrten Hegelschen Idealismus als eine philosophische Totgeburt aufzeigen und den humanistischen Feuerbachschen Zweig der Hegelschen Schule weiter zum historischen Materialismus entwickeln. Die Kapitel über den französischen Materialismus, die Große Französische Revolution und Proudhon sowie einzelne fast in jedem Kapitel der „Heiligen Familie“ eingestreute Bemerkungen sind ebensoviel klassische Proben der materialistischen Geschichtsauffassung aus der frühesten Zeit ihrer Entstehung.

Nach der Abfertigung der spekulativen „Kritik“ wenden sich Marx und Engels nun ganz der „Masse“ zu. In den deutschen sozialistischen Zeitschriften aus dem Ende der 40er Jahre, in die uns Mehring gleich nach der „Heiligen Familie“ einführt, stehen wir bereits auf dem Boden der Wirklichkeit. Der große Fortschritt, der im geistigen Leben Deutschlands seit Mitte der 30er bis Mitte der 40er Jahre durchgemacht wurde, spiegelt sich in dem völlig veränderten Charakter der Zeitschriften und der Streitfragen. Konzentrierte sich in der ersten Periode das geistige Interesse in den philosophisch-politischen Zeitschriften: den „Hallischen“ und „Deutschen Jahrbüchern“, in den „Anekdota“, in den Fragen der Theologie, so tritt nunmehr eine Reihe rein sozialistischer Zeitschriften: der „Gesellschaftsspiegel“, die „Rheinischen Jahrbücher“, das „Deutsche Bürgerbuch“, das „Westphälische Dampfboot“, die „Deutsche-Brüsseler-Zeitung“ auf. Nachdem wir von den Genossen der philosophischen Jugend Marxens: von Ruge, Bauer u. a., Abschied genommen haben, sehen wir uns mitten im fröhlichen Treiben einer neuen Generation: Heß, Grün,

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