Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 183

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die Liberalen und Sozialdemokraten zu werfen; und für diesen Fall empfiehlt die Brüsseler Resolution den Abgeordneten der Arbeiterpartei, „dieses Manöver zu vereiteln und die Allianz der Anhänger des allgemeinen Wahlrechts aufrechtzuerhalten“, das heißt auf gut deutsch: gegen das Frauenwahlrecht zu stimmen!

Die sogenannte Prinzipienreiterei ist gewiß eine üble Sache, und es würde uns nie einfallen, von irgendeiner Arbeiterpartei zu verlangen, daß sie um des abstrakten Programmschemas willen auf naheliegende praktische Vorteile verzichte. Allein hier wie stets sind es bloß Illusionen und nicht wirkliche praktische Vorteile, denen man die Prinzipien aufopfert. Hier wie sonst ist es bei näherem Zusehen bloß eine Einbildung, daß das Festhalten an unserer grundsätzlichen Politik für uns ein Hindernis zum irdischen Glücke wäre.

In der Tat! Man behauptet, daß, falls die belgische Sozialdemokratie auf ihrer Forderung des Frauenstimmrechts beharren würde, dies zum Bruche mit den Liberalen und zur Gefährdung der ganzen Kampagne führen müßte. Wie wenig ernst jedoch die Arbeiterpartei im Grunde genommen die Bundesgenossenschaft der Liberalen und ihre Bedingungen nimmt, beweist das stillschweigende Achselzucken, mit dem sie die dritte Bedingung der Liberalen: den Verzicht auf revolutionäre Kampfmittel, hingenommen hat. Es verstand sich für die belgische Sozialdemokratie von selbst, daß sie sich in bezug auf die Mittel des Kampfes in keiner Weise die Hände binden läßt. Und zwar ließ sie sich dabei von der einzig richtigen Überzeugung leiten, daß die eigentliche Kraft des Kampfes, die sichere Bürgschaft des Sieges nicht in der Unterstützung der schlotterbeinigen liberalen Bürgermeister und Senatoren, sondern in der Kampfbereitschaft der proletarischen Masse, nicht im Parlament, sondern auf der Straße liegt.

Es wäre auch gar sonderbar, hätte gerade die belgische Arbeiterpartei die geringsten Zweifel über diesen Punkt, nachdem sie ihre bisherigen Siege, die Abschlagszahlung des Pluralwahlsystems zum Beispiel, nur dem denkwürdigen Massenstreik und den drohenden Straßendemonstrationen der Arbeiterschaft verdankt. Ebenso wie damals wird aber die erste kühnere Regung des belgischen Proletariats auch diesmal auf die „liberale“ Bourgeoisie wie ein Donnerwetter wirken, vor dem sich die „Alliierten“ der Sozialdemokratie mit bewährter Geschwindigkeit ins Mauseloch des parlamentarischen Verrats verkriechen und das allgemeine Wahlrecht den Arbeiterfäusten überlassen werden. Auch diese schöne Aussicht ist für die belgische Arbeiterpartei nichts weniger als ein Geheimnis.

Wenn sie also trotzdem ruhig die dritte Bedingung des liberalen Pakts

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