Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 179

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die sozialistische Partei ihre Kollektion von völlig abgenutzten Parlamentariern und Journalisten aufzuweisen, die bereits für und wider alles nach der Reihe plädiert, gestimmt und geschrieben haben, alles versprochen, um nichts zu halten, jeden inneren Halt verloren und in ihrem politischen Schilde keine einzige heile Stelle mehr haben.

So kehrt das Schiff des dogmenfreien Sozialismus aus seiner ersten großen Probefahrt auf den Gewässern der praktischen Politik mit zerbrochenen Masten, zertrümmertem Steuer und Leichen an Bord in den Hafen zurück. Das politische Leben Frankreichs und auch die französische Arbeiterbewegung treten wieder in normale Bahnen ein. Ob das Ministerium Waldeck–Millerand am Ruder bleibt oder einem anderen Platz macht – an die „Krise“ glaubt nunmehr kein Mensch in Frankreich. Als bleibendes Produkt der Krise besteht aber die sozialistisch-revolutionäre Union, die eine Gewähr der weiteren normalen Entwicklung des Sozialismus bietet. In gleichem Maße, wie die jaurèsistische Partei zerfällt, muß diese „Union“ immer mehr zur Kristallisierungsachse für alle brauchbaren und lebensfähigen Elemente des Sozialismus werden. Freilich steht auch hier noch eine gewisse Übergangsperiode bevor. Die Flüchtlinge aus dem Lager des Ministerialismus dürften, bevor sie sich den alten „Sektierern“ anschließen, noch einige organisatorische Experimente unternehmen. Auch die vorläufige Bildung einer „dritten Partei“ aus Oppositionselementen der jaurèsistischen Partei ist in diesem Sinne nicht ausgeschlossen.

Aber es ist klar, daß dieser „dritten Partei“, sollte sie zustande kommen, in der gegebenen Sachlage nur die Rolle beschieden sein könnte, eine Zeitlang zwischen zwei Stühlen zu sitzen, um sich schließlich der sozialistisch-revolutionären Union anzugliedern oder zur Bedeutungslosigkeit herabzusinken. Denn was der Bildung einer eventuellen sozialistischen Mittelpartei in Frankreich jetzt zugrunde liegen würde, sind nicht prinzipielle Differenzen, sondern höchstens einige Unklarheiten über die Taktik, einige aus dem Jaurèsschen Wortschatz geerbte Schlagworte von der „Einseitigkeit der Dogmenfanatiker“ und einige Reminiszenzen und Antipathien aus der Zeit der heftigen Reibungen und Zusammenstöße der drei verflossenen Jahre.

Allein, über kurz oder lang werden auch diese letzten Wellen der Krise sich nach und nach glätten, den Lauf des großen Flusses der sozialistischen Bewegung in Frankreich werden sie nicht mehr ändern.

Und die öffentliche Meinung in den anderen Ländern? Auch sie wendet sich merklich von den ausgedörrten Weiden des Ministerialismus ab.

Es sind zwar merkwürdig geringfügige Anlässe, die hier und dort die

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