akademische Leben, die literarische Welt, die bürgerliche Gesellschaft, die offiziellen Kreise, in weiterer Fernsicht in allgemeinen Zügen die historischen Ereignisse und als Fond des Ganzen in großen, aber deutlichen Linien skizziert er die ökonomisch-sozialen Verhältnisse in ihren Verschiebungen und Wandlungen.
So verwebt er zeitlich wie örtlich die Bruchstücke aus dem geistigen Leben Marxʼ zu einem Ganzen. Es ist nicht Marx, der, aus seiner Zeit herausgerissen, uns wie ein Fremder, ein Gewesener, ein Verstorbener vor die Augen geführt wird, um uns in wirrer, halbverständlicher Sprache von seinem inneren Streben und Kämpfen zu erzählen. Das sind wir, die Mehring aus unsrer Zeit herausreißt, in die 30er und 40er Jahre versetzt, um uns mitten im Getriebe der Zeit stehen, alles mitleben und mitempfinden, unsren Marx inmitten seiner Zeit und in seinen Kämpfen, in seinem Werden, in seinem Wachstum sehen zu lassen.
Mehring hat sich schon in der „Geschichte der deutschen Sozialdemokratie“ als Meister der historischen Milieumalerei gezeigt. Allein in dem gegenwärtig vorliegenden Buche scheint er uns darin noch Größeres erreicht zu haben; vielleicht weil das Bild sich in kleinere Rahmen fassen und deshalb künstlerisch sorgfältiger abtönen ließ, vielleicht weil es sich um eine Gestalt gruppieren ließ, auf die Mehring so sehr viel innige Liebe ausgegossen hat.
Erstaunlich muß aber dieses Resultat gerade deshalb vorkommen, weil Mehring verhältnismäßig so wenig Raum für seine „Einleitungen“ in Anspruch genommen hat und weil er äußerlich gezwungen war, sie als einzelne, unabhängige, jedesmal von ganz andren Materialien handelnde Fragmente einzuschieben, bald die Regierungskunst Friedrich Wilhelms IV., bald die Geschichte der griechischen Philosophie, bald die industrielle Entwicklung des Rheinlands, bald die Geschicke und Mißgeschicke der philosophischen und politischen Zeitschriften der 30er und 40er Jahre zu schildern. Er versteht es aber auch, mit ein, zwei Zügen eine Gestalt, mit einigen kräftigen Strichen eine historische Perspektive zu zeichnen. Er befaßt sich an sich mit Nebengestalten wenig, fast gar nicht; aber durch unerwartet, in ganz andrem Zusammenhang eingestreute kurze Äußerungen aus ihren eignen Briefen oder aus andren, an sie gerichteten Zuschriften, aus kurzen gelegentlichen, aber treffenden Bemerkungen ersteht vor uns augenblicklich eine Charakterfigur, die wir sehr gut verstehen ebenso wie ihre Beziehungen zu Marx. So sehen wir vor uns in gewisser Ferne die Gestalt Ruges passieren, dessen polternde, etwas philiströse Ehrlichkeit, dessen energisches Streben und Kämpfen uns sicher Sympathie einflößen,