besten Sinne dieses Wortes wissenschaftliche Ausgabe der Schriften unsrer Altmeister und zugleich das, was wir uns im gegebenen Fall, wo es sich um unsren Marx handelt, als seine beste Biographie denken können.
Allerdings äußerlich bietet der erste uns bereits vorliegende Band nur einige dem Inhalt nach ganz verschiedene und unzusammenhängende Jugendschriften von Marx: seine Doktordissertation über die griechische Philosophie, dann seine Aufsätze über die Zensur und Preßfreiheit, über den Holzdiebstahl, seine Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie und seine Abhandlung über die Judenfrage sowie zwei von Engels über die Nationalökonomie und über England. Allein und für sich gelesen, bieten diese Arbeiten gewiß das größte Interesse als Marksteine in der geistigen Entwicklung Marx’, aber sie würden auch für den aufmerksamsten Leser eben Marksteine bleiben, an denen er nur die inzwischen von Marx durchgemachte Entwicklung ahnen könnte, ohne daß ihm diese jemals in ihren inneren und äußeren Zusammenhängen klarwerden dürfte. Aus dem noch so fleißigen und nachdenklichen Studium der Marxschen Parallelen zwischen der Demokritischen und Epikureischen Naturphilosophie dürfte es ohne weiteres äußerst schwer zu entziffern sein, welche Bedeutung die beiden Meister der antiken Philosophie für Marxʼ geistiges Werden haben noch wie sich andrerseits die Probleme der griechischen Philosophie mit den Problemen der vormärzlichen preußischen Zensur, des rheinischen Holzdiebstahls und der Hegelschen Rechtsphilosophie innerlich vermitteln mochten.
Doch da tritt Mehring mit seinen bescheiden als „Einleitungen“ betitelten Ausführungen dazwischen, und aus den bunten, vereinzelten Fragmenten der geistigen Tätigkeit Marxʼ entsteht allmählich vor unsren Augen ein ganzes volles Leben, eine bis zur Handgreiflichkeit plastische Gestalt des Mannes, der das Zentrum bildete, um ihn herum in geringerer oder größerer Entfernung alle die ihm nahestanden und seine geistige Atmosphäre bildeten, die Verwandten, Lehrer, Freunde, Studien- und Kampfgenossen, die Männer der 30er und 40er Jahre, aus der Vergessenheit herausgerissen, wieder zum Leben beschworen; wir sehen sie alle lebendig, sich bewegen, kämpfen, denken, arbeiten, mit Marx und untereinander in geistigem Kontakt, jeden in seiner Eigenart, mit seinen besonderen geistigen Anlagen und Interessen, sogar mit seinem Charakter und Temperament. Um die zentrale Gruppe, die uns unmittelbar so nahe gerückt ist, daß wir ihre Gedanken und Worte belauschen, baut Mehring amphitheatralisch die ganze historische Szenerie auf – in nächster Perspektive das geistige und politische Milieu, die Zeit- und Streitfragen, Strömungen, Richtungen, Parteien, das