nach Vollmar „ganz besondere Verhältnisse“ herrschen. Aber diese sind ja für Deutschland bis jetzt nicht maßgebend gewesen. Und wenn Vollmar wieder zum Opfer eines „Mißverständnisses“ geworden ist, so hat er es diesmal jedenfalls selbst durch ein journalistisches Verfahren verschuldet, das in Deutschland und wohl auch in Bayern mit gleichem Namen bezeichnet wird.
Hoffentlich wird sich Vollmar, nachdem er die angeführte Antwort über den Fall Fern gegeben, auch zu dem viel wichtigeren Fall Vaillant noch äußern, das heißt zu der Frage, ob Millerand mit oder ohne Ermächtigung der französischen Sozialisten in die Regierung eingetreten ist. In der gleichen Nummer des „Mouvement Socialiste“ leitet Ed. Vaillant, dessen dementierenden Brief wir an dieser Stelle veröffentlicht haben[1], den Abdruck derselben Erklärungen mit folgenden Äußerungen über den Vollmarschen Artikel ein: „Mit Staunen lese ich dort, was er (Vollmar) von mir und der Haltung der sozialistischen Kammerfraktion sagt. Ich hielt es nicht für möglich, daß solche Erfindungen, die nicht bloß der Wahrheit, sondern dem gesunden Menschenverstand und sicheren, bekannten Tatsachen widersprechen, könnten ersonnen werden. Die Worte, die mir zugeschrieben werden, sind ebensoviel Fälschungen (faux). Aber ich diskutiere nicht über solche Behauptungen, ich begnüge mich damit, ihnen ein formelles Dementi entgegenzustellen.“ Und er schließt: „Dieses zusammen mit mir zu erklären ermächtigen mich die Genossen: Allard, Breton, Bénézech, Chauvière, Coutant, Dejeante, Dufour, Groussier, Létang, Sembat, Walter, Zévaès.“ Alles sozialistische Abgeordnete.
Vollmar wird wahrscheinlich bald über die wichtigste Angelegenheit, der er in seinem Artikel so viel Raum gewidmet hat, auch seinerseits weitere Eröffnungen machen. Wir erwarten sie mit Spannung. Aber wohlgemerkt, Genosse Vollmar, „Mißverständnisse“ werden nicht mehr in Zahlung genommen!
Die Neue Zeit (Stuttgart),
19. Jg. 1900/01, Erster Band, S. 666/667.