lich und aufrichtig von allen unternommen werden: Man rufe dann ans Ruder Parteien, deren Programm eine Politik der Reformen will, man gebe bis zu den Radikalen der äußersten Linken.[1]
Diese Stelle hat es Vollmar angetan. Sobald er sie gelesen hatte, konnte er nicht umhin, in den „Sozialistischen Monatsheften“ (Dezemberheft, S. 769) zu schreiben, Fern habe die italienische Regierung aufgefordert, daß sie, wenn sie ehrliche Reformen wolle, „die Volksparteien bis zur Sozialdemokratie [Hervorhebung – R. L.] ans Ruder rufen möge“[2]. Ferri, der auf dem Internationalen Kongreß zu Paris für die prinzipielle Verurteilung der sozialistischen Ministerschaft, für die Resolution Guesde, eintrat, erschien auf diese Weise wenige Wochen später als Anhänger der sozialistischen Ministerschaft, der der italienischen Regierung die Dienste seiner Partei anbot.
Ein so erstaunlich rascher Frontwechsel vom äußersten Radikalismus zur staatsmännischen Mäßigung ist freilich schon erlebt worden, so zum Beispiel auch in unserer Partei um die Wende des Sozialistengesetzes. Aber erstens ist es nicht jedermanns Sache, so schnell zu mausern, und zweitens mußte Vollmar als vorsichtiger Mann doppelt umsichtig sein, um einen verdienten Genossen durch eine solche Zumutung nicht zu kränken.
Dieses war aber im gegebenen Falle äußerst leicht zu vermeiden! Vollmar brauchte nur aus dem Bericht des „Vorwärts“, aus dem er schöpfte, die Worte „Radikale der äußersten Linken“ nicht durch das Wort „Sozialdemokratie“ zu ersetzen, das heißt den Sinn der Ferrischen Äußerung nur nicht in sein Gegenteil zu verkehren, und das fatale „Mißverständnis“ wäre nie zustande gekommen!
Wie konnte dem vorsichtigen Manne so etwas passieren? Hier die Erklärung: „Wir in Deutschland“, erzählt Vollmar dem französischen Publikum, „sind gewöhnt, unter der äußersten Linken nur die Sozialdemokratie zu verstehen.“[3]
Nun, wir sehen uns gezwungen, diese den französischen Lesern anvertraute Erklärung erst recht für ein „Mißverständnis“ zu erklären. Wir in Deutschland haben durchaus noch nicht die schlechte Gewohnheit, die „Radikalen der äußersten Linken“ – denn um diese handelte es sich –, das heißt bürgerliche Demokraten und Reformler, mit der Sozialdemokratie zu verwechseln. Vielleicht pflegt man dies in Bayern zu tun, wo bekanntlich