Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 620

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ten im fernen Wladiwostok[1], in Charbin[2], das ist eine Reihe von Explosionen, welche die ganze russische Marine – im Süden, im Norden wie im Osten – in heftiger Gärung zeigt. Und überall ist es nicht etwa ein tobender Ausbruch wilder, unklarer Leidenschaften eines betrunkenen „Mobs“, wie die offiziösen russischen Telegraphenagenturen vorzulügen pflegen, um natürlich bei unserer bürgerlichen Presse, allen voran bei den „liberalen“ Blättern, frommen und willigen Glauben zu finden. Nein, es ist der Geist der politischen Aufklärung, des proletarischen Bewußtseins, das Werk der sozialdemokratischen Erziehung, was in allen bisherigen sogenannten „Meutereien“ der russischen Marine zum Ausdruck kam. Auf dem „Potjomkin“ wie in Kronstadt waren es organisierte Sozialdemokraten, die der Bewegung voranmarschierten; die klar und deutlich formulierten Forderungen von ausgesprochen politischem und zugleich proletarischem Charakter gaben der Rebellion in allen Fällen das Gepräge einer durch und durch klassenbewußten, revolutionären Aktion. Und wenn Brandstiftung, Mord, Suff und Plünderung alle diese Erhebungen wie dunkle Schatten begleiteten, so ist es bereits vor aller Welt offen erwiesen, daß es die Schurkenbande des Zarismus war, die durch die systematische Aufstachelung des Lumpenproletariats unter Anführung der Pfaffen und der Polizei die revolutionäre Erhebung der Marinemannschaften wie auch der Industriearbeiter in den Städten in einer Schmutzwelle des Verbrechens zu ersticken suchte. Mord, Brandstiftung und Plünderung waren nicht von den „meuternden“ Matrosen, sondern von den gedungenen „Ordnungsstützen“ des Absolutismus als Kampfmittel gegen die Matrosen ins Werk gesetzt. Aber nicht nur in der Marine, auch unter den Landtruppen des letzten Nikolaus’ reift der Same der Revolution mit jeder Stunde. Bereits bei den Versuchen des Absolutismus, die Matrosenrebellion mit blanker Waffe niederzumachen, versagte das Militär mehrmals. Zweimal ergaben sich in Kronstadt die zur Abschlachtung der Marinemannschaften abgesandten Regimenter. Mehrmals verweigerten die Soldaten in den Städten bei Renkontres mit demonstrierenden Proletariern den Gehorsam. In Moskau, bei dem denkwürdigen grandiosen Begräbnis des von den Zarenschurken ermordeten Sozialdemokraten Bauman[3], waren unter den zirka 200 000

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[1] Am 12. und 13. November 1905 war in Wladiwostok ein Matrosenaufstand ausgebrochen, der von der zaristischen Truppenführung rasch niedergeschlagen werden konnte, da sich unter den Teilnehmern des Aufstandes nur wenig politisch bewußte Matrosen befanden.

[2] Eine Demonstration der Arbeiter der Eisenbahnwerkstätten, der Angestellten und Soldaten am 5. November 1905 in Charbin hatte auch in den Armee-Einheiten eine revolutionäre Bewegung ausgelöst.

[3] Der Bolschewik Nikolai Bauman war am 31. Oktober 1905 während einer von der SDAPR organisierten Demonstration von einem Agenten der Ochrana getötet worden. Sein Begräbnis gestaltete sich zu einer gewaltigen politischen Demonstration.