Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 562

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speziellen Bestrebungen unserer gegenwärtigen politischen Revolution mit dem Klassenkampf des gesamten internationalen Proletariats.

Andererseits bilden die ökonomischen Streiks in der gegenwärtigen Phase unmittelbar einen geeigneten Boden für die politische und sozialistische Agitation, für die allgemeine Klassenaufklärung und Organisierung der Arbeiter.

Der ökonomische Kampf darf folglich nicht unterdrückt oder auf gehalten werden, wie das z. B. die sozialpatriotische PPS in ihrer Gedankenlosigkeit tut (siehe ihren Versuch, den Streik im Dabrowa-Becken aufzuhalten), womit sie beweist – ebenso wie mit der Verkündung, daß der politische Januarstreik „auf ihren Befehl“ ausgebrochen sei –, daß sie keine Ahnung davon hat, was innerhalb der arbeitenden Masse wirklich vor sich geht und welche Klassenbedeutung diese ganze Streikbewegung hat. Den ökonomischen Kampf nicht zu unterdrücken und aufzuhalten, sondern ihn zu vertiefen und mit den politischen Bestrebungen der gegenwärtigen Revolution zu einem harmonischen Ganzen zu vereinigen ist die Aufgabe der Sozialdemokratie. Für die oberflächlichen „auch-sozialistischen“ Funktionäre, die im Grunde nur eine kleinbürgerliche Karikatur der Arbeiterpartei sind, beruht die revolutionäre Seite des gegenwärtigen Kampfes nur auf dem politischen Zusammenstoß mit der Regierung, und der gleichzeitige massenhafte Zusammenstoß des Proletariats mit dem Kapital ist für sie eher ein Hindernis, ein Pfand, von dem sie nicht wissen, was sie damit machen sollen, und dessen sie sich so schnell wie möglich zu entledigen wünschen, wobei sie die Beteiligung an den ökonomischen Streiks nur mit saurer Miene annehmen, um die Verbindung mit der Masse und den Einfluß auf sie nicht ganz zu verlieren. Für die Sozialdemokratie als eine Partei des Klassenkampfes liegt der revolutionäre Aspekt in der jetzigen Zeit nicht nur im Kampf mit dem Absolutismus, sondern nicht minder in den mit ihm verbundenen Massenzusammenstößen mit dem Kapital. Und wenn einerseits die ökonomische Bewegung ausgenutzt werden muß, um den Arbeitern, insbesondere denen in den für die Bewegung neu eroberten Schichten und Gegenden, zu erklären, daß der Absolutismus das Haupthindernis im Kampf mit dem Kapital ist und sein Sturz das dringendste Klassenbedürfnis des Proletariats, so muß andererseits umgekehrt im Kampf gegen den Absolutismus der arbeitenden Masse ständig und so stark wie möglich ihr Gegensatz zur kapitalistischen Ausbeutung und zur Bourgeoisie bewußt gemacht werden. Nur auf diese Weise, durch unaufhörliche Verbindung und Erhaltung des Gleichgewichts dieser beiden Seiten der gegenwärtigen Revolution kann die

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