Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 553

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entwickelt die Volksmasse selbst, die zur Revolution antritt. Und diese Kraft bereiten eben wir, die Sozialdemokraten, vor, indem wir die politisch-klassenmäßige Aufklärung in die städtischen Fabriken, unter die Strohdächer der Dörfer und in die Militärkasernen tragen, indem wir das politische Leben, den Aufruhr und den Widerstand in allen Sphären des arbeitenden Volkes wecken, indem wir Hunderttausende von Proklamationen verteilen, überall Zentren der bewußten Arbeiter organisieren, die Masse auf jedem Schritt und Tritt auffordern, Widerstand gegen die Regierung zu leisten, jeden günstigen Augenblick ausnutzen, um Zusammenstöße zwischen dem Volk und der Regierung hervorzurufen.

Jawohl: Agitation und Organisation! Das sind alte Losungen, so alt wie der Klassenkampf des Proletariats, und sie werden so lange lebendig bleiben, wie die kapitalistische Gesellschaftsordnung bestehen wird. Aber jede Phase des Kampfes, jeder historische Augenblick bringt in unsere Agitation neues, frisches Leben, einen neuen Inhalt, neue Kraft, verleiht ihr eine neue Form. Heute besteht der Inhalt und das Leben unserer Agitation darin, die Arbeitermassen im Namen ihrer politischen und Klasseninteressen zur Revolution zu erwecken. Und nur auf diese Weise, direkt in Massenzusammenstößen des Volkes mit der Regierung, entsteht zusammen mit dem politischen Bewußtsein die physische Kraft, die für den Sieg über den hinter Bajonetten und Maschinengewehren verschanzten Absolutismus ausreicht.

Czerwony Sztandar (Zürich),

Nr. 25 vom April 1905, Beilage S. 1–4.

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