Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 476

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tenden Trupps unserer Agitatoren zu erfrischen und zu beflügeln berufen ist, die durch das Medium der Presse und der parlamentarischen Tätigkeit auf die große Masse des Proletariats einwirken. Sich in die grundlegenden Werke Marxens mit ehrlichem Fleiß hineinzuarbeiten und die Brücke zwischen seinen wissenschaftlichen Theorien und der auf ihnen basierten Praxis der Sozialdemokratie auf Schritt und Tritt zu finden, um dadurch sich selbst wie die Massen aus der drohenden geistigen Verödung und Verflachung im Tageskampfe emporzureißen – das ist die Aufgabe der sozialdemokratischen Redakteure, Journalisten und Parlamentarier. Für sie ist auch vor allem das Buch, das uns Kautsky darbietet, bestimmt, wie es denn durch den hohen geistigen Genuß, den es bietet, zum Ausgangspunkt einer neuen eifrigen Pflege der Theorie in den Reihen der Partei werden sollte. Etwas weniger himmelstürmende Begeisterung bei der Abwehr pfäffischer Attentate auf die bürgerliche Kunst oder bei der Gründung eines Konsumvereinsladens, dafür mehr begeisterte Anstrengung zum Verständnis der historischen, philosophischen und ökonomischen Wurzeln des sozialdemokratischen Klassenkampfes, ein Zurückgehen von der abgegriffenen kupfernen Scheidemünze der notdürftigen Tageslosungen und -lösungen zum lauteren Gold der Marxschen Konzeption in ihrer ganzen weltumspannenden Gewalt – das ist es, wozu das neue, letzte Werk aus dem wissenschaftlichen Nachlaß Marxens mahnt.

Vorwärts (Berlin),

Nr. 7 vom B. Januar 1905.

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