Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 341

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-1-2/seite/341

mengesetzte provisorische Regierung die beste Garantie für eine mögliche völlige Befreiung der arbeitenden Klasse zu sein.“

Das ist ein klassisches Glaubensbekenntnis im Geiste des Blanquismus: die Gegenüberstellung einer „provisorischen Regierung aus Sozialisten“ einem „Turnier bürgerlicher Parlamente“, wobei das politische Programm in seiner vorläufigen Bedeutung vollkommen schwindet.

„Wir sind Kommunisten“, verkündet ganz genauso im Jahre 1874 das in London herausgegebene Manifest der französischen Blanquisten, „weil wir bei unserm Ziel ankommen wollen, ohne uns an Zwischenstationen aufzuhalten, an Kompromissen, die nur den Sieg vertagen und die Sklaverei verlängern.“[1]

„Die deutschen Kommunisten“, antwortet Fr. Engels in seiner Kritik des obigen Manifests (das die Unterschriften von dreiunddreißig Blanquisten trägt) „die deutschen Kommunisten sind Kommunisten, weil sie durch alle Zwischenstationen und Kompromisse, die nicht von ihnen, sondern von der geschichtlichen Entwicklung geschaffen werden [Hervorhebung – R. L.], das Endziel klar hindurchsehen: die Abschaffung der Klassen, die Errichtung einer Gesellschaft, worin kein Privateigentum an der Erde und an den Produktionsmitteln mehr existiert. Die Dreiunddreißig sind Kommunisten, weil sie sich einbilden, sobald sie nur den guten Willen haben, die Zwischenstationen und Kompromisse zu überspringen, sei die Sache abgemacht, und wenn es, wie ja feststeht, dieser Tage ‚losgeht‘ und sie nur ans Ruder kommen, so sei übermorgen ‚der Kommunismus eingeführt‘. Wenn das nicht sofort möglich, sind sie also auch keine Kommunisten. Kindliche Naivität, die Ungeduld als einen theoretisch überzeugenden Grund anzuführen!“[2]

Die vierte Nummer des „Proletariat“ verrät zwar wieder ein gewisses Zögern in Richtung auf die Rückkehr zu den sozialdemokratischen Anschauungen. Im Artikel „Wir und die Regierung“ lesen wir: „Doch bis zum endgültigen Kampf wird unsere Bewegung noch viele Wechselfälle erleben. Eine der Hauptaufgaben der Vorbereitungsarbeit ist der Kampf gegen die Anschläge der Regierungen, die uns im Interesse der Bourgeoisie verfolgen, ist die Verteidigung der politischen Freiheit vor der schändlichen Verschwörung gegen die Bestrebungen des Volkes. Die politische Freiheit hat das Volk vor der sozialen Unterdrückung nicht bewahrt,

Nächste Seite »



[1] Friedrich Engels: Internationales aus dem Volksstaat. Zwei Flüchtlingskundgebungen, S. 44. (Friedrich Engels: Flüchtlingsliteratur. II. Programm der blanquistischen Kommuneflüchtlinge. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 18, S. 533.] [Fußnote im Original]

[2] l. c., [Ebenda.] [Fußnote im Original]